Von Cape Reinga zum Waipoua Forest…

Tag 155 // Die Nacht war sehr ruhig. Wir haben trotzdem schlecht geschlafen. Warum, wissen wir auch nicht so genau. Vielleicht, weil wir den Sonnenaufgang keinesfalls verschlafen wollten. Der Wecker läutet um 6:05 Uhr. Es ist noch dunkel. Ideal, so wollten wir das. Sonnenaufgang wird um 6:45 sein. Wir schlüpfen in unser Gewand und fahren gleich los. Die Scheiben sind ziemlich angelaufen. Innen sowie außen. Eveline wischt, David fährt. Es ist noch ziemlich fresh draußen. Ein Opossum läuft vor uns über die Straße. Wir cruisen den Schotterweg entlang, bis wir wieder zur Hautpstraße gelangen. Dort biegen wir rechts ab und fahren zum Leuchtturm. Wir hören unser Lieblingslied bei Sonnenaufgängen, Follow The Sun. Beim Parkplatz stehen einige Autos. Leute pennen darin. Camping ist hier eigentlich verboten. 200 NZD Strafe muss man berappen, wenn man erwischt wird. Das ist aber offensichtlich einigen komplett wurscht. Funktioniert sichtlich. Wir stellen den Camper ab, schnappen unsere Kameras und begeben uns wieder zum Kap. Das Gelände kennen wir ja schon bestens und haben dieses bereits gestern ausgiebig erkundet. Die Sonne kommt jetzt von rechts, also von Osten. Die Stimmung ist herrlich. Nur zwei andere Männer sind ebenfalls hier und schauen sich den Sonnenaufgang an. Ansonsten gehört dieser wieder nur uns ganz alleine. Einfach perfekt. Besser geht es nicht. Wir können einige wunderbare Aufnahmen machen und sind sehr zufrieden. Ein super Erlebnis. Als die Sonne aufgegangen ist und wir mit Foto machen und genießen fertig sind, geht es wieder retour zu der Bucht, wo sich der Campground befindet. Hier wollen wir jetzt bei der Day Area in aller Ruhe frühstücken und ein paar Runden mit der Drohne fliegen. Während das Kaffeewasser auf der Gasflamme kocht, fliegt David gleich mal eine Runde. Herrliche Aufnahmen werden das. Die Bucht ist wunderbar ausgeleuchtet und menschenleer. Das macht David glücklich. Drohnenfliegen ist nicht immer und überall möglich. Und manchmal, so wie hier jetzt, passt es einfach. Warum wir beim Cape Reinga und beim Leuchtturm nicht geflogen sind, ist leicht erklärt: Der Ort ist für die Maori heilig. Davor muss man dann schon Respekt haben. Deswegen ließen wir das bleiben. Während wir frühstücken, kommen zwei Mädels in ihrem Jucy Camper vorbei und stellen sich neben uns. Sie gehen auch zum Strand. Ein wenig später machen wir Fotos von uns beim Frühstück. Die Mädels kommen retour und fragen, ob sie denn ein Foto von uns schießen sollen. Ja bitte, gerne doch. Nach einem klassischen „Where ya from?“ entwickelt sich ein langes Gespräch über unsere Neuseelandreise und wir können einige Tipps geben, da die beiden gerade erst von Auckland aus gestartet sind. Eine halbe Stunde später packen wir alles zusammen und verlassen die Bucht. Wir haben heute einige Kilometer Richtung Süden vor uns. Am Freitagabend müssen wir in Auckland sein. Und es ist schließlich schon Donnerstag. Es ist kurz nach halb 10, als wir die Bucht verlassen. Dann fahren wir mal. Wir hören Musik und cruisen dahin. Das Leben ist schön. Nächster Stopp ist bei den Te Paki Sanddünen. Richtig große Sanddünen, mitten in Neuseeland. Passt eigentlich gar nicht in die Landschaft hier. Man fühlt sich wie in der Sahara. Die Sanddünen schauen auch so aus. Wir erklimmen einen fetten Sandberg und machen natürlich auch hier unsere Fotos. Nicht schlecht. Ein weiteres Highlight, einfach so auf der Strecke mitgenommen. Und das ohne große Planung oder Kosten. Genau wie das Cape Reinga. So gefällt uns das. Weiter geht die Reise on the Road. Den nächsten Stopp legen wir in Waimamaku ein. Ein sehr verschlafenes Nest. Hier leben hauptsächlich Maori. Wir halten bei einem 4 Square Supermarkt. Eigentlich kann man nicht Supermarkt dazu sagen. Ein ganz kleines und überschaubares Geschäft. Ähnlich, wie wenn man bei uns irgendwo im tiefsten Waldviertel – am Ende der Welt quasi – in einen Nah & Frisch geht. Aber wir bekommen, was wir wollen. Ein halbes Kilo Faschiertes vom Rind. Für das heutige Abendessen. Fürs Frühstück noch ein Stück Weichkäse. Fertig mit dem Einkauf und gleich weiter. Als nächsten Zwischenstopp peilen wir jetzt den Waipoua Forest an. Die Kauri Bäume spielen hier eine wichtige Rolle. Der größte lebende Kauri Baum kann hier bestaunt werden. Dieser nennt sich Tāne Mahuta oder auch God of the Forest. Bevor man den Wald betritt, muss man auch hier wieder die Schuhe ordentlich abputzen und desinfizieren. Warum genau das notwendig ist, dazu kommen wir später noch. Wir machen es auf jeden Fall. Es ist zum Wohle des Waldes und der Kauri Bäume. Der Baum ist wirklich beeindruckend. Eine Höhe von 50 Metern und ein Umfang von 13 Metern. Ganz gerade und fast zylindrisch ist er, vom Boden bis zu den ersten Ästen. Ein grauer Gigant. Man kann ihn natürlich leider nicht berühren. Das ist auch gut so, sonst würde das ja jeder machen. Das wäre bestimmt nicht gut für den Baum. Sein Alter wird auf zwischen 1200 und 2000 Jahre geschätzt. Sehr fein, dass wir hierhergefahren sind. Wir lieben solche Bäume. Weit kann man dann nicht mehr in den Wald hineingehen. Wir kehren um und fahren weiter. 10 Kilometer weiter befindet sich auch schon unser heutiges Tagesziel, der Waipoua Forest Camps & Nightwalks Campground. Dieser hat super Bewertungen auf CamperMate. Er ist außerdem sehr günstig. Zusätzlich bietet der Besitzer, ein Maori, nächtliche Wanderungen durch den angrenzenden Kauri Wald an. Wir registrieren uns bei der Camp Küche und werfen den Betrag in Bar in ein Kuvert an der versperrten Office Tür. Keiner da, außer einem Typen, der uns sagt, wie das so abläuft hier. Wir können uns irgendwo hinstellen. Sehr entspannt läuft das also ab. Generell ist der ganze Campground ein bisschen veraltet. Aber die Toiletten und Duschen sind sauber, sowie auch die Küche. Alles da, was man braucht. Zumindest alles, was wir so brauchen. Wir sind zufrieden und finden sogleich ein ebenes und gerades Plätzchen für unseren Campervan. Es ist erst 16:30 Uhr. Wir nützen die Campground Küche. Noch ist nichts los hier, deswegen beginnen wir gleich mit dem Kochen. Heute gibt es Brown Rice Nudeln mit Faschiertem. Dazu einen griechischen Salat. Ein herrliches Abendessen, das wir heute ausnahmsweise mal früher und gleich in der Küche zu uns nehmen. Fast wie „Ghaggets und Hörndli“. Carmen und Martin wären stolz auf uns. Danach erledigen wir gleich den Abwasch. Wir treffen die zwei finnischen Mädels aus dem Jucy wieder, die fast den gleichen Tagesablauf wie wir hatten. Neben uns zeltet dann ebenfalls ein Finne. Er ist mit dem Rad unterwegs, in ganz Neuseeland, für die nächsten 2-3 Monate. Er arbeitet in einem Sportgeschäft in Finnland. Er hat dort gekündigt und raucht gerne Camel Zigaretten. Viel Zeug hat er nicht dabei. Aber immerhin Kamera, GoPro und MacBook. 8 Filme hat er auf seiner Festplatte mit. Die kennt er nach eigener Aussage schon auswendig. David lässt ihn deswegen alle Staffeln „Game of Thrones“ von unserer SD-Karte auf seine Platte kopieren. Die hat er zwar ebenfalls schon alle gesehen, aber besser als nichts. Er meint, die kann man sich immer wieder und wieder anschauen und es ist eine willkommene Abwechslung. „You safed my trip määän“. Haben wir gern gemacht. Danke Patrick. Aber so weit in die Details gehen wir dann nicht. Wir stellen uns nicht mal vor. Irgendwie ist das nicht wichtig, wie beide Seiten anscheinend befinden. Wir chillen jetzt im Camper und beginnen mal mit den Tagesberichten. Internetempfand gibt es hier wieder einmal keinen. Eveline will unbedingt die Nachtwanderung mitmachen und schreibt unsere Namen auf die Anmeldetafel bei der Außenseite der Campküche. David ist davon nicht so begeistert. Die Wanderung beginnt erst um 21.45 Uhr. Wir sind schon ziemlich müde heute. Deswegen mützen wir jetzt ein wenig, bis es soweit ist. Am Abend wird es dann sehr fresh. Sandflies gibt es auch hier und viele Moskitos. Eine lange Hose und eine Weste sind jetzt kein Fehler. Die Stirnlampe brauchen wir natürlich auch mit. Lanze, der Chef vom Campground, begrüßt alle Teilnehmer zur Nachtwanderung. Genau 14 Teilnehmer sind es. Er liest die Namen auf der Schiefertafel vor und kassiert von jedem Teilnehmer 10 NZD. Noch bevor wir starten, hören wir aus der Ferne einen Kiwi schreien. Wir hätten nicht gewusst, dass es sich hierbei um einen Kiwi handelt. Lanze weist gleich mal darauf hin. Sehr interessant und ziemlich laut schreit der scheue Vogel. Die Tour durch den Wald beginnt mit der üblichen Schuhdesinfektion. Lanze erklärt, dass diese notwendig ist, um das Einschleppen und die Ausbreitung eines Pilzes zu verhindern, welcher die Kauri Bäume tötet. Danach geht es los. Immer wieder halten wir bei diversen Plätzen und Stellen. Lanze zeigt uns einen typischen Kiwi Unterschlupf, wo sich die flugunfähigen und nachtaktiven Vögel während des Tages aufhalten. Lanze ist ein sehr entspannter Typ. Er schaut so aus wie Pierre Brice und redet auch so. Die Stimmlage und der Klang seiner Stimme sind ähnlich. Und wir meinen jetzt nicht die vom synchronisierten jungen Winnetou, sondern seine echte Stimme. Nur dass er eben Englisch spricht und kein deutsch-französisches Gemisch. Er ist kein typischer Maori, aber vielleicht, oder sehr wahrscheinlich, stammt er irgendwie von diesen ab. Wir fragen ihn nicht, das wäre zu unhöflich. Er erzählt in langsamen Sätzen und gut verständlich sehr viele interessante Details über die Kiwis, die Kauri Bäume und überhaupt über das Ökosystem hier in Neuseeland. Viele eingeschleppte Pilze und Raubtiere sind hier ein Problem. Das Gift „1080“ wird von der Regierung eingesetzt, um der Lage mit den unzähligen Opossums Herr zu werden. Unter großem Protest der Bevölkerung und natürlich der Tierschützer. Wir sehen noch Crickets, Glühwürmchen und ein freches Opossum, das keinen Meter entfernt ober uns auf einem Baum auftaucht und für uns im Licht der Stirnlampen posiert. Die Wanderung endet mit einem Gebetsgesang in maorischer Sprache, welchen Lanze erst vorträgt, nachdem alle ihre Lichter und Lampen ausgemacht haben. Eine besondere Stimmung, bei der es einem kalt über den Rücken läuft. Danach bedankt er sich bei allen Teilnehmern mit „Kia Ora“ und die Gruppe löst sich nach insgesamt fast einer Stunde wieder auf. Als die Tour schon vorbei ist, hören wir noch einmal den Schrei eines Kiwis. Alle begeben sich jetzt wieder in ihre Campervans oder Zelte. Eine geniale Erfahrung. Einfach edel. Sowas kann man normalerweise nicht um viel Geld irgendwo buchen, wenn man danach gezielt sucht. Echt edel. Nach dem Gebrauch der Zahnbürste endet hier jetzt ein ereignisreicher und schöner Tag. Wir fallen um 23 Uhr sehr müde ins Bett…
Gefahrene Kilometer: 310
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Kurz vor Sonnenaufgang sind wir beim Cape Reinga…

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Panorama des Sonnenaufganges beim Cape Reinga Leuchtturm…

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Die Te Paki Sanddünen…

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Fast so leiwand wie am Strand…

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Tāne Mahuta – 51,2 m Höhe / 13,77 m Umfang

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