Tag 135 // Der Wecker läutet um 7:15 Uhr. Ja, sehr früh wieder einmal für unsere Verhältnisse. Heute wollen wir eine fette Wanderung unternehmen. Neuseeland ist ja bekannt für seine Alpen und die herrlichen Wanderwege. Zwei davon haben wir uns auch herausgesucht. Gleich in der näheren Umgebung. Nach dem Frühstück wird der Daypack gepackt. Wasser, Kameras, Drohne, Sonnencreme. Was man halt so braucht. Wir wollen jetzt zum Rob Roy Track. Die Straße bis dorthin soll laut i-Site in Wanaka für Campervans eher nicht zu empfehlen sein. Das wollen wir nicht glauben. So fett ist unser Camper jetzt auch wieder nicht. Ein Spuckerl im Gegensatz zu den Cruise America Mobile Homes in Canada und den USA. Und die Feldwege, die wir im Death Valley gefahren sind, waren auch alles andere als leicht befahrbar für normale Fahrzeuge. Ja… Okay. Wir sind dann irgendwann in der Mojave Wüste im Sand festgesteckt. Aber soweit wollen wir jetzt mal nicht denken und so schlimm wird der Weg bis zu diesem Track dann schon nicht sein. Wir wollen es genau wissen und machen uns auf den Weg. Laut Google Maps fahren wir nur 45 Minuten bis zum Trail Head. Nach 10 Minuten Fahrt kommen wir schon auf den ersten Feldweg. Eine Schotterstraße. Ziemlich uneben. Irgendein Raupenfahrzeug muss hier gefahren sein. Die tiefen Rillen sorgen dafür, dass es den Camper und uns so richtig durchvibriert. Mehr als 20 km/h können wir nicht fahren. Wir probieren es kurz. Aber der Camper und unser Geschirr und überhaupt eh alles wird dadurch auf eine harte Probe gestellt. Google Maps aktualisiert sich außerdem auch schon bereits auf eine ganze Stunde Fahrzeit, wenn wir mit dieser niedrigen Geschwindigkeit weiterfahren. Okay. So wird das nichts. Wir wollten ja eigentlich früh starten, damit wir dann nicht in der ärgsten Hitze in der Gegend herumwandern. So verlieren wir einfach zu viel Zeit. Außerdem haben wir genau NULL Empfang. Kein Netz. Wenn der Camper hier einen Motorschaden hat, dann gute Nacht. Also entscheiden wir uns für die Umkehr. Wieder retour Richtung Campground. Wir gehen den anderen Track. Zu diesem kommt man ganz einfach hin. Auf einer richtigen Straße. Den Roys Peak. 6 Stunden Gehzeit, laut Lonely Planet. Steffi hat diese Wanderung während ihrer Zeit in Neuseeland übrigens dreimal gemacht. Wir finden gleich einen Parkplatz und marschieren los. Es ist mittlerweile 10 Uhr. Die Sonne kann es schon ganz ordentlich um diese Uhrzeit. Der Roys Peak ist nichts für Ungeübte. 1200 Höhenmeter bis zum Gipfel. Kein Schatten. Die ganze Zeit kein bisschen Schatten. Es sei denn, man versteckt sich unter einem der vielen fetten Schafe, die hier am Steilhang auf den Weiden grasen. SPF 50+ und Kopfbedeckung ist heute Pflicht. Eveline greift heute sogar auf den Outback-Hut aus Australien zurück. Die Bergschuhe werden ebenfalls ausgeführt. Das ist bei den heutigen Temperaturen zwar nicht besonders förderlich für die Füße, aber man hat einfach den besseren Grip. Die Wanderung ist sehr anstrengend. Wir legen des Öfteren Pausen ein. Die Aussicht ist sehr gut. Man hat den perfekten Überblick über den Ort Wanaka und den blauen Lake Wanaka. David lässt dann bei der Hälfte des Aufstieges die Drohne steigen. Einige Paragleiter sind auch in der Luft. Ja, wir passen eh auf. Nach der 20-minütigen Pause geht es dann weiter Richtung Gipfel. Wir treffen die Voralberger von gestern wieder. Sie sind schon um 7 Uhr gestartet und befinden sich jetzt schon wieder auf dem Abstieg. Nach einigen weiteren Pausen und Stärkungen mit Jausenbroten, Müsliriegeln und Rüblis, erreichen wir schließlich nach 3 Stunden und 45 Minuten den Gipfel. Hier steht kein Kreuz. Nur ein Sendemast. Dafür hat man 4G LTE hier am Gipfel. Auch was ganz Neues für uns. Dieser ist natürlich mit hunderten Pickerln beklebt und mit diversen Weisheiten und Initialen beschmiert. Wir lernen einen Iraker kennen, der die letzten Meter bis zum Gipfel mit uns gemeinsam erklommen hat. Er ist ganz nett, lebt in Finnland und ist mit seiner Frau jetzt hier in Neuseeland unterwegs. Die Welt ist eben ein Dorf. Wir sollen Fotos von ihm machen. David übernimmt wieder einmal ein fremdes Smartphone. Dann darf der Iraqi auch noch ein Gipfelfoto von uns beiden machen. Mit unserer Kamera. Neben uns fängt ein anderes Pärchen an, mit einem Gaskocher Tee zu kochen. Auch nicht schlecht. Die Geduld hätten wir nicht. Wir haben jetzt übrigens auch schon unsere Wasservorräte aufgebraucht. Kein Wasser oder sonstiger Proviant ist jetzt noch für den Abstieg vorhanden. Schlecht eingeteilt. Mit weniger Wasser wären wir jedoch erst gar nicht hier hochgekommen. Wir müssen trotzdem wieder runter. Nach 2 Stunden ziemlich anstrengenden Abstieges in der immer noch prallen Sonne, kommen wir ziemlich erschöpft, überhitzt, durchgeschwitzt und ein „bisschen“ durstig am Parkplatz an. Bis zu 27 Grad hatte es heute übrigens. Wir leeren gleich einen unserer Wasserkanister im Kofferraum. So durstig waren wir schon lange nicht mehr. Die Hitze staut sich auch im Camper. Eine Pet-Wasserflasche in der Fahrerkabine kocht fast. Und das meinen wir wirklich so. Man kann es nicht trinken. Nicht, weil es so grauslich schmeckt, sondern wegen der Temperatur. Der Kanister im dunklen Kofferraum hat sich zum Glück halbwegs kühl gehalten. Die Wanderung war trotzdem nicht schlecht. Schon lange haben wir uns nicht mehr richtig ausgepowert. 16 Kilometer und 1200 Höhenmeter haben wir in 6 Stunden zurückgelegt. Jetzt brauchen wir dringend eine Abkühlung. Ein Plätzchen gleich neben dem Campground hat Eveline noch in Erinnerung. Dort fahren wir jetzt hin und schmeißen uns in den glasklaren und 15 Grad kühlen Lake Wanaka. David erledigt das gleich in der Unterflak. Nur keine Zeit verlieren. Eveline greift dann doch lieber auf den Bikini zurück. Eine himmlische Erfahrung. Bist du deppert, tut das gut. Ein wahres Highlight, diese 5 Minuten im eiskalten See. Die beste Erfrischung überhaupt. Echt edel. Wir könnten jetzt noch einige Superlative hinzufügen. Aber die Botschaft sollte angekommen sein, dass es einfach geil war. Jetzt geht es abgekühlt zum Campground retour. Nein, wir bleiben hier keine weitere Nacht, aber wir haben unsere ganzen Lebensmittel während des Tages im Kühlschrank gelassen. Und das war gut so. Im Auto wären diese heute nicht besonders gut aufgehoben gewesen. Wir fahren einfach wieder rein zur Küche und räumen unser Zeug ein. Die Wasservorräte werden ebenfalls noch aufgefüllt. Dann machen wir uns auf den Weg nach Haast. Dort haben wir schon den nächsten Campground reserviert. Auf dem Weg fällt David ein, dass er seine Bergschuhe bei der Badestelle beim Lake Wanaka stehen gelassen hat. Scheiße. Wieder retour nach Wanaka. Gottseidank sind wir noch nicht weit gefahren. Die Schuhe sind noch da. Die würde eh nur ein echter Fetischist fladdern. Okay. Dann halten wir noch in Wanaka. David hat nämlich sein Datenvolumen von 10 GB schon längst versaugt. Wir brauchen Nachschub, um den Blog aufrecht zu erhalten. Leider gibt es in Wanaka keine SIM Karten mehr. Alles ausverkauft beim einzigen Shop, dem von Vodafone. Also jetzt endlich weiter nach Haast. Die Fahrt ist sehr angenehm und wir sind sehr entspannt. Wir hören Musik und sind ziemlich happy. Riesige Schafherden sehen wir neben der Strecke. Nach 2 Stunden Fahrt erreichen wir den Haast River Motels & Holiday Park. Sehr gemütlich schaut dieser aus. Hier wieder die übliche Prozedur. Einchecken, Einparken, Lebensmittel in den Kühlschrank geben. Wir wechseln außerdem noch Scheine zu Kleingeld, um wieder einmal Wäsche zu waschen. 4 Stück Freilandeier kaufen wir uns noch beim Office. Für das Abendessen und das Frühstück. Die Hühner laufen hier am ganzen Gelände frei herum. Zum Abendessen gibt es eine Tomatensuppe mit getoasteten Bagels als Einlage, gekochte Maiskolben, Cocktailwürstchen und Spiegelei. Nach dem Abwasch kümmern wir uns noch um die Wäsche und hängen alle Sachen, die nicht in den Trockner dürfen, auf den Campingsesseln und dem Campingtisch rund um den Camper auf. Zum Trocknen eben. Dann machen wir es uns im Camper gemütlich. Einen anstrengenden und langen Tag haben wir wieder einmal hinter uns…
Gefahrene Kilometer: 208

Herrliches Panorama am Gipfel des Roys Peak…

Die Aussicht auf den Lake Wanaka ist traumhaft…

Gipfelfoto…

Schafe und Rinder neben der Strecke Richtung Haast…