Tag 125 // Um 1 Uhr läutet der Wecker. Wie geplant. Der dreistündige Powernap war erholsam und wichtig. Totenstille herrscht am Campground. Alles finster. Alles ruhig. Wir ziehen uns fertig an. Auch unsere Bergschuhe und die lange Untergatte kommen heute wieder einmal zum Einsatz. Ja genau. Und das im neuseeländischen Hochsommer. Aber es ist kühl in der Nacht. Und auf der Sternenwarte soll es angeblich noch viel kälter sein. Also man soll sich laut Veranstalter lieber warm anziehen. Je mehr Schichten, desto besser. Okay. Wir sind bereit. Wecken wir mal den schlafenden Rest um uns herum und lassen den Nissan schnurren. Brmmmmm….Tktktktktktktktkkk… Eigentlich herrscht in der Nacht am Campground absolutes Fahrverbot. Zumindest herscht absolute Nachtruhe und darf keinen Lärm machen. Aber wie sollen wir denn sonst zu unserer Tour kommen? Die Aufruhr hält sich in Grenzen. Kein Lynch Mob verfolgt uns, als wir den Schranken bei der Ausfahrt des Holiday Parks verlassen. 5 Minuten fahren wir jetzt bis zum Office von Earth & Sky Tours in Lake Tekapo. Okay, die paar Meter hätten wir auch fahren können. Ähhh… Gehen können. Wir parken gleich vor dem Office und machen den Camper dicht. Im Office warten bereits einige Hobbyastronomen. Wir checken auch ein und gesellen uns dazu. Jeder Teilnehmer der Tour bekommt eine kleine Rotlichttaschenlampe und eine dicke rote Antarktis Pezibärenjacke. Um Punkt 2 Uhr geht es auch schon los. Die rote Pezibärenbande wird in einen Kleinbus verfrachtet. Der Bus ist voll und wir werden freundlich vom Fahrer und einer netten Dame auf der Tour willkommen geheißen. Während der Fahrt zum University of Canterbury Mt John Observatory bekommen wir alle notwendigen Sicherheitseinweisungen. Nicht die Gruppe verlassen, den Anweisungen des Personals folgen usw. Man darf keinesfalls weißes Licht verwenden. Also keine Taschenlampen, Stirnlampen, Handybildschirme und schon gar keinen Kamerablitz. Das kann den Forschungsbetrieb stören. Ebenso stört es das menschliche Auge, welches sich so schneller und besser an die Dunkelheit gewöhnen kann. Man sieht dann nämlich den hoffentlich klaren Sternenhimmel um einiges besser. Nur die kleinen Rotlichtlampen sind also als Lichtquelle erlaubt. Als wir am Ziel angekommen sind, verlassen wir den Bus und die Gruppe wird von drei Guides übernommen. Jetzt schon können wir sagen, dass wir noch nie so einen Sternenhimmel gesehen haben. Wirklich unglaublich. So klar und so dicht. Einfach unbeschreiblich. Man erkennt mit freiem Auge die Milchstraße. Und diese sogar ziemlich dicht und klar. Jetzt schon hat sich die Teilnahme an der Tour ausgezahlt. Und wir sind gerade erst einmal vom Bus ausgestiegen. Jetzt bewegt sich die Rotlichtgruppe in Richtung der Kuppeln. Dort befindet sich ein Platz, wo wir mal einige Zeit stehen bleiben und so einiges erklärt bekommen. Hauptsächlich über die Milchstraße. Es gibt sogar einen Fotografen hier oben. Der bietet an, dass man ihm seine Spiegelreflexkamera gibt und er macht dann mit seinem Stativ ein nettes Foto von der Milchstraße. Er nimmt aber nur Spiegelreflexkameras. Nikon, Canon etc. Die üblichen Modelle. Wir zeigen ihm unsere Fuji. Bekanntlich eine DSLM und keine DSLR. Sorry, no mirror in the cam. Die lehnt er gleich mal ab. Damit kennt er sich nicht aus und er hat für Spielereien keine Zeit. Kein Problem. Wir können es eigentlich selber erledigen. Unser Stativ haben wir natürlich auch mitgebracht. Wir fragen den Typen, ob wir es dann eben selbst hier neben ihm probieren dürfen. „Yes sure, määän“. Alles klar. Los geht’s. Langzeitbelichtung. Das hätten wir ja schon mal ausführlich getestet, als wir damals bei sternenklarer Nacht in der Mojave Wüste in Kalifornien mit dem Camper im Sand festgesteckt sind. Und es funktioniert ganz gut. Wir sind zufrieden mit den Ergebnissen. Danach widmen wir uns wieder den Erzählungen unserer Guides. Sehr interessant und faszinierend. Wir dürfen durch diverse Teleskope schauen, die auf verschiedene Sternbilder gerichtet sind. Unter anderem sehen wir den sogenannten Tarantelnebel. Während wir darauf warten, dass ein Teleskop nach dem anderen frei wird, lauschen wir brav den Erklärungen der Guides und schießen nebenbei noch ein paar Bilder mit der Fuji. Es ist wirklich ziemlich fresh hier draußen. Die Pezibärenjacken sind echt dringend notwendig. Nach 2 Stunden ist unser Ausflug wieder vorbei und wir werden zum Bus gebracht. Eine perfekte Nacht war das hier oben. Laut einem Guide im Office hatte es zu 100% klare Sicht. Mehr geht nicht. Besser hätten wir es also nicht erwischen können. Mit dem Bus geht es dann wieder retour zum Office. Die meisten Leute pennen jetzt schon im Bus. Wir kommen bei unserem Campground vorbei und man könnte sogar gleich hier aussteigen. Aber wir müssen ja erst noch unser mobiles Schlafzimmer abholen, das vor dem Earth & Sky Office parkt. Schließlich tun wir also eben jenes und machen uns wieder auf den Weg auf unseren Stellplatz. Auch unsere morgendliche Rückkehr stellt kein Problem dar. Niemand fühlt sich gestört. Halb 5 Uhr ist es jetzt schon. Wir legen uns gleich wieder schlafen und pennen dann noch tief und fest bis kurz vor 10 Uhr. Eigentlich müssten wir um 10 Uhr auschecken. Aber das nehmen wir heute mal nicht ganz so genau. Den Stellplatz verlassen wir zwar um 10 Uhr, wir fahren aber mit dem Camper bis nach vor zur Camp Kitchen. Dort parken wir und nehmen in aller Ruhe unser gewohntes Frühstück zu uns. Hier treffen wir erneut Anne und Anthony und wieder plaudern wir ein wenig mit den Beiden. Sie sind übrigens mit einem Mietauto und einem Zelt unterwegs. So geht’s auch. Nach dem Frühstück machen wir uns startklar und um 11 Uhr verlassen wir den Campground. Wir halten allerdings noch beim Campground-Office und kaufen einen Sack Eiswürfel für die Kühlbox. Der alte Bestand an Eiswürfeln hat sich schon längst verflüssigt. David fliegt dann noch eine Runde mit der Drohne über den extrem türkisen Lake Tekapo. Gleich gegenüber vom Office. Danach geht es weiter. Wir brauchen Lebensmittel. Die kaufen wir beim Four Square Supermarkt in Lake Tekapo. Die üblichen Nahrungsmittel werden erworben. Nicht zu viel. Die Kühlbox ist nämlich nicht gerade ein Raumwunder, besonders wenn man schon gezwungenermaßen einen 3l Sack Eiswürfeln darin lagert. Der Einkauf ist also schnell erledigt. Eine kleine Kirche befindet sich noch in der Nähe. Die Church of the Good Shepherd. Hier machen wir auch noch einen kurzen Stopp und ein paar Fotos. Dann geht es weiter nach Omarama. Dort wollen wir heute den Nachmittag verbringen, uns ausruhen und den Blog updaten. Wir hinken bereits wieder etwas hinterher. So viele großartige Erlebnisse wollen für die Nachwelt festgehalten werden. Um 13:30 Uhr erreichen wir die Ahuriri Bridge Campsite. Hierbei handelt es sich um einen kostenlosen Campingplatz. Kein Wasser, kein Strom, keine Duschen. Nur eine biologische Toilette. Nebenbei führt ein kleiner Fluss vorbei. Ganz okay ist es hier. Wir parken uns ein und machen es uns im Schatten unter den Bäumen gemütlich. Der Blog wird auf Vordermann gebracht und die Fotos der letzten Tage werden mal genauer sortiert und bearbeitet. So vergeht der Nachmittag. Eveline kocht dann noch schnell Brown Rice Nudeln. Diese verputzen wir dann gleich ohne weitere Veredelung direkt aus dem Topf. Geht guat. Mehr kochen geht sich dann leider nicht mehr aus. Denn wir haben an diesem Abend noch was vor. Party Party Party? Fast. Wir haben uns einen Hot Tub gebucht in Omarama. Gleich in der Nähe unseres heutigen Campingplatzes. Kurz vor 7 Uhr fahren wir dorthin. Ein super Plätzchen ist das hier. Eine sehr schöne Außenanlage mit eigenen Buchten. Ein Hot Tub, der mit Holz beheizt wird. Man hat einen traumhaften Ausblick auf einen kleinen Ententeich. Das Ganze ist mit hohem Schilf zugewachsen, sodass man seinen ganz privaten Bereich für sich alleine hat. Es riecht sehr angenehm nach verbranntem Holz und es raucht ordentlich aus dem Kaminrohr. Sehr fein ist das. Eine eigene Umkleide steht uns hier auch zur Verfügung. Traumhaft. Einfach nur vom Feinsten. So gefällt uns das. 2 Stunden haben wir jetzt Zeit zum plantschen. Das genießen wir in vollen Zügen. Life is Good. Genau unser Stil. Man muss sich eben auch von Zeit zu Zeit auch mal was gönnen. Schon länger sind wir nicht mehr hüllenlos in einem so edlen Teil gesessen. Wurde wieder mal Zeit. Das Wasser ist angeblich unbehandelt. Kein Chlor oder sonstige Zusätze. Die Wassertemperatur ist sehr angenehm. Man kann sie über die Öffnungsklappe des Ofens steuern. Macht man diese oben auf, gibt der Holzofen mehr Stoff. Ein Wasserhahn mit kaltem Wasser führt ebenfalls ins Becken und bei Bedarf kann man das Wasser im Becken dadurch etwas herunterkühlen. Wir genießen die Abendsonne und machen ein paar Fotos. Langsam geht die Sonne unter und die Lichtstimmung ist dadurch traumhaft. Kurz vor 9 Uhr sind wir dann ziemlich sauber und tiefenentspannt. Wir müssen uns leider wieder was anziehen und die wunderbare Anlage wieder verlassen. In unserer privaten Umkleidekabine haben wir derweil die vorhandenen Steckdosen genutzt, um alle unsere Akkus aufzuladen. Jetzt geht es wieder retour auf den Campground. Hier ist jetzt schon einiges mehr los und wir stellen uns auf einen anderen Platz als zuvor. Sehr starker Wind zieht auf. Als abendlichen Snack gibt es jetzt noch Hummus mit Crackern. David telefoniert nach längerer Zeit wieder einmal mit seiner Familie in der Heimat. Alles okay. Das ist sehr fein. Um 10 Uhr gehen wir dann schlafen. Es ist um diese Uhrzeit übrigens noch nicht vollständig dunkel. Ein sehr schöner und ereignisreicher Tag liegt hinter uns…
Gefahrene Kilometer: 102

Beim Mt John Observatory…

Die Gruppe bewegt sich wieder zum Bus…

Beim Lake Tekapo…

Church of the Good Shepherd…

Der Hot Tub in Omarama wartet schon auf uns…