Von Christchurch nach Duvauchelle…

Tag 122 // Eine zweite ganz angenehme Nacht haben wir hinter uns, im kleinen aber feinen Heim von Noelene. Wir stehen um 7:15 auf. Ziemlich früh. Aber wir wollen noch das Frühstück genießen, welches uns Noelene bereits hergerichtet hat und dann müssen wir noch zusammenpacken. Heute verlassen wir nämlich die Airbnb Unterkunft und wechseln wieder einmal in die nächste mobile Behausung. Wir werden heute unseren reservierten Escape Campervan abholen. 5 Wochen wollen wir in diesem dann wohnen und Neuseeland erkunden. Gespannt wie zwei Gummiringerl sind wir schon. Nachdem wir das Frühstück genossen und unser Zeug zusammengepackt haben, machen wir uns auf den Weg. Unser Gepäck bleibt derweil bei Noelene. Das schleppen wir jetzt nicht durch ganz Christchurch. Sie hat uns das so vorgeschlagen und wir waren natürlich gleich damit einverstanden. Wir holen es ab, sobald wir den Camper haben. Mit dem Bus geht es jetzt fast direkt vor Noelenes Haustüre weg zum Office von Escape Campervans. Dort angekommen klingeln wir und ein Typ macht uns auf. Zwei Kunden hat er gerade in der Arbeit. Eine weitere Frau wartet ebenso. Wir nehmen Platz und warten auch. Schließlich sind wir an der Reihe. Online haben wir schon alle unsere Daten durchgegeben. Das erspart uns jetzt viel Zeit. Das erste Mal auf dieser Reise brauchen wir die internationalen Führerscheine, die wir uns vom ÖAMTC geholt haben. Ebeso müssen wir angeben und unterschreiben, ob wir denn das erste Mal auf der linken Seite fahren und ob wir mit den Verkehrsregeln in Neuseeland vertraut sind. So genau wie hier wurde das noch nie irgendwo abgefragt. Uns soll es recht sein. Alles kein Problem. Nach dem gröbsten Papierkram geht es endlich nach hinten in die Garage. Hier stehen sie schon, die bunten Campervans. Der Mitarbeiter stellt einige davon auf die Seite, bis er mit unserem Prachtexemplar herangerollt kommt. Sehr bunt ist er. Mit Albatrossen drauf lackiert. Oder vielleicht sind es auch andere Vögel. Einer davon hat einen Fisch im Schnabel. Und er wirkt klein und kompakt, aber doch irgendwie geräumig. Der Camper, nicht der Albatross. Wir sind uns noch nicht sicher, was wir davon halten sollen. Warten wir mal die Einführung ab. Die beginnt jetzt gleich. Eigentlich können wir es abkürzen: Der Jucy war besser ausgestattet. Aber dieser Escape hier ist im Innenraum etwas geräumiger. Wir können uns wenigstens ordentlich ausstrecken. Das ist schon sehr viel Wert. Ansonsten hat er die gleiche „Küche“ wie der Jucy und eine Kühlbox dient auch hier als Kühlschrank. Wir haben jetzt beim Escape keine elektrische Kühlbox. Nur eine stinknormale Kühlbox, sonst nichts. Wir sollen uns Eis besorgen. Das hält dann angeblich ungefähr 4 Tage. Okay. Schauen wir mal. Das Ärgste kommt jetzt. Wir sind „self contained“. Das bedeutet, dass wir einen Abwassertank haben und Toiletten. Ja, richtig gelesen. Die haben wir mit. Sehr kompakte Topferl. Die lagern im Kofferraum. Nur wenn man diese mitführt und einen Abwassertank für das Abwaschwasser hat, ist man „self contained“ und bekommt auch ein solches Zertifikat auf die Heckscheibe geklebt. Das braucht man, um auf kostenlosen Campingplätzen irgendwo in der Pampa stehen zu dürfen. Sonst geht das nicht und man riskiert eine hohe Strafe. Der Typ erklärt uns das Alles. Er merkt aber gleich an, dass noch nie jemand diese mobilen Campingtoiletten benutzt hat. NOCH. NIE. Das hätte uns auch gewundert. Trotzdem sind wir irgendwie erleichtert. Im geistigen Sinne des Wortes. Es gibt angeblich, ähnlich wie in Australien, an vielen Orten in Neuseeland öffentliche WC Anlagen. Besonders überall in der Nähe von markierten Campingstellen. Okay. Dann führen wir halt die neuwertigen mobilen Topferl in der Gegend herum. Für den Fall, dass wir kontrolliert werden. Hoffentlich ist dann keine Vorführung notwendig. Aber genug jetzt davon. Der Rest des Campers schaut ganz gut aus. Wie gesagt, er ist bei weitem nicht so gut ausgestattet, wie der Jucy. Ein kleiner Nissan-Bus ist es. Aber zumindest hat er Automatik. Das ist schon recht fein und angenehm. Der Ersatzreifen ist an der Fahrzeugfront montiert. Langsam sind wir startklar. Eine letzte Unterschrift noch und los geht’s. Retour zu Noelenes Knusperhäuschen, unser Gepäck abholen. Der Nissan fährt sich sehr gut. Man sitzt recht hoch und direkt über der Vorderachse. Gemütlich irgendwie. Er fährt sich angenehmer, als der Jucy. In Noelenes Einfahrt parken wir und fangen gleich an, die gröbsten Dinge zu schlichten und zu verstauen. Nach 10 Minuten lassen wir es aber wieder gut sein. Unsere ehemalige Gastgeberin hat schon Angst, dass wir jetzt mit dem Camper in ihrer Einfahrt übernachten wollen. Sie bewundert dann noch den Camper und die Lackierung. Wir bedanken uns und verabschieden uns von ihr. Winkend schieben wir rückwärts aus der Einfahrt hinaus. Und Tschüss. Nächster Stopp ist eine Tankstelle. Der Tank vom Nissan ist fast leer. Dafür dürfen wir ihn dann in 5 Wochen auch fast leer retour bringen. Bis dahin heißt es ziemlich sicher noch einige Male volltanken. Schnell haben wir das auch erledigt. So. Jetzt gehen wir in Christchurch unser letztes To Do an. Davids Onkel John liegt nämlich hier am Friedhof in Christchurch irgendwo begraben. Nicht wirklich ein richtiger Onkel. Eigentlich der Cousin seiner Oma mütterlicherseits. Johns Vater ist damals im Jahre Schnee mit dem Schiff nach Neuseeland ausgewandert und dort kam der kleine Onkel John 1929 zur Welt. Onkel John aus New Zealand kam David und seine Familie jedes Jahr besuchen. Bis er dies schließlich altersbedingt irgendwann nicht mehr konnte. Das war immer ein Highlight. Jeden Sommer war er da. Ein alter lustiger Mann mit Glatze, der ein bisschen Englisch und ein bisschen Deutsch mit der ganzen Familie gesprochen hat. Irgendwann ist er dann in einer Einrichtung für betreutes Wohnen im 88. Lebensjahr in Christchurch gestorben. Zum Begräbnis ist damals leider niemand geflogen. Sabine war damals 2010 die Letzte Verwandte aus Österreich, die ihn besuchte. Damals schon hatte er seine Reisen längst eingestellt. Nach Sabines Besuch wurde der Kontakt noch gelegentlich per Mail aufrecht gehalten. Dann erhielten wir 2016 nur mehr seine Todesnachricht und auf welchem Friedhof er beerdigt wird. Den Zettel hatte Sabine noch. Per WhatsApp hat sie ein Foto vom Zettel an David geschickt. Somit hoffen wir jetzt, das Grab zu finden. Okay. Den Friedhof finden wir schon mal ohne Probleme per Google Maps. Doch so überschaubar ist dieser jetzt nicht gerade. Wir haben keinen genauen Plan, wo sich das Grab befinden könnte. Wir teilen uns auf und gehen mal alle Reihen ab. Nachdem wir einen ganzen Block erledigt haben, werden wir uns der Aussichtslosigkeit unseres Vorhabens bewusst. Ein Begräbnis findet gerade statt. Weiter hinten in einer Ecke des Friedhofes warten die Totengräber schon darauf, ihren Job erledigen zu können, sobald die Zeremonie vorbei ist. Die Herren in Orange fragen wir jetzt einfach, ob sie wissen, wo das Grab von John ist. Auswendig wissen sie es nicht, aber einer der Herren fängt sein Smartphone heraus und hat den genauen Link zu einer Datenbank parat, wo er das mit Hilfe des Namens ziemlich einfach herausfinden kann. Block 4, Reihe 8. Vielen Dank! Dort hätten wir bestimmt erst ganz zum Schluss gesucht. Wir gehen hin und finden das Grab von John. Da liegt er also begraben. Schaut schön und friedlich aus, diese Stelle. Ein schöner schwarzer Grabstein mit goldener Schrift. Neben Johns Grab sitzen zwei Personen im Schneidersitz im Gras. Ein Mann und eine Frau. Sie rauchen und trinken ein Bier. Sie fangen sogleich an, mit uns zu reden. Wir erzählen unsere Geschichte und sie erzählen ihre. Ihre Tochter liegt in diesem Grab gleich neben John. Durch Totschlag aus dem Leben gerissen. Ihr Geburtsdatum und Jahr ist zufällig dasselbe, wie das von David. Nach ein paar Fotos vom Grab schicken wir diese gleich in die Heimat und machen uns wieder auf den Weg zum Nissan und verlassen den Friedhof. Nächste Station ist ein Warehouse. Nein, nichts zum Fortgehen und Dancen. Eher was zum Einkaufen. Alles Mögliche bekommt man hier. Wir brauchen Gaskartuschen für den Gaskocher. Und ein paar andere Utensilien für den Campingalltag, wie Citronella Kerzen und so Zeugs. Auch das haben wir schnell erledigt. Gleich nebenan ist ein Woolworth. Der heißt hier in Neuseeland aber Countdown. Hier bekommen wir alle Lebensmittel, die wir uns so aufgeschrieben haben. Alles, außer Eis für die Kühlbox. Alles ausverkauft, weil es draußen so heiß ist. Das müssen wir uns im Anschluss an den Einkauf noch von einer Tankstelle holen. Auch gleich erledigt. Jetzt steht der weiteren Fahrt nichts mehr im Wege. Wir steuern den ersten Campground in Neuseeland an. Auf der Halbinsel Banks Peninsula sind wir im Campermate App fündig geworden. 2 Stunden cruisen wir bis dorthin. Die Landschaft ist echt herrlich. Sehr viele Wiesen mit grasenden Schafen bekommen wir zu Gesicht. Am Campground angekommen, gehen wir ins Office. Nur mehr 2 Plätze gibt es. Einen davon bekommen wir. Ansonsten ist der Campingplatz restlos ausgebucht. Glück gehabt. Alle anderen Plätze in der Nähe sind nämlich ebenso schon voll. Jetzt räumen wir mal den Camper ein. Alles wird geschlichtet und bekommt seinen Platz. Eveline ist in ihrem Element. David trinkt Bier. Zum Abendessen gibt es Steak mit Reisnudeln und Süßkartoffel-Brokkoli Gemüse aus dem Wok. Gekocht wird in der sehr schönen und wunderbar ausgestatteten Küche des Campingplatzes. Gegessen wird auch auf der Terrasse eben dieser. Das Wasser ist im Sommer sehr knapp hier in Christchurch. Die Duschen sind deswegen auf 4 Minuten pro Person rationiert. Die Dame aus dem Office geht mit einem mit und stoppt genau die Zeit. Nein. Ein eingebauter Timer in der Dusche kümmert sich natürlich um diese Rationierungsmaßnahme. Bis zu 31000 Liter werden täglich hier am Duvauchelle Holiday Park verbraucht. Das steht auf einem ausgedruckten Zettel in der Küche. Mit der Bitte, doch nach Möglichkeit Wasser zu sparen, wo es nur geht. Den restlichen Abend verbringen wir mit den Tagesberichten und machen es uns im Camper gemütlich. Morgen geht der große Roadtrip weiter. Sehr gut gefällt uns Neuseeland bis jetzt…
Gefahrene Kilometer: 109

Wir holen unseren Camper…

Pause on the Road…

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