Tag 70 // Die letzte Nacht im Camper war sehr angenehm und ruhig. Wir stehen um 7 Uhr auf und nehmen unser letztes Frühstück im Camper zu uns. Das wird uns definitiv fehlen. Heute müssen wir ihn leider schon zurückgeben. Wir haben zwar noch 2 Nächte in L.A. vor uns, doch wir holen uns heute einen kleinen Mietwagen, um mobiler zu sein. Schlafen werden wir die nächsten 2 Nächte in einem Airbnb. Nach dem Dumpen und einem kurzen morgendlichen Plausch mit unseren holländischen Camper-Nachbarn, machen wir uns auf den Weg. Ungefähr 20 Minuten fahren wir vom Dockweiler RV Park zum Alamo Mietwagencenter. Viel Verkehr ist auch auf dieser kurzen Strecke. Rush Hour. Eigentlich ist in L.A. immer Rush Hour. Und immer ist irgendwo ein Stau. Egal, wo wir hinwollen. Deswegen sind wir früh dran. Den Camper müssen wir bis 11 Uhr retour geben, sonst zahlen wir ziemlich viel drauf für jede weitere Stunde. Beim Alamo Mietwagencenter haben wir Glück und finden einen Parkplatz, wo wir den Camper mal zwischenparken können. Perfekt. Die Daten mit unserer Reservierung haben wir parat. Sogar ausgedruckt. Evelines Reisemappe ist einfach top! David bevorzugt die digitale Variante als PDF in der Cloud. Wir sind also „safe“, was unsere Reservierungen angeht. Ungefähr 10 Minuten dauert der Papierkram beim Schalter. Fünf Unterschriften später, gehen wir mit den erhaltenen Unterlagen ins Freie. Eine weitere Alamo-Mitarbeiterin schickt uns in die Garage anbei. Mit der Info, dass wir uns einfach einen Kompaktwagen aussuchen sollen, der uns gefällt. Die Schlüssel stecken überall. Sehr leiwand. Das hatten wir bis jetzt so auch noch nie. Und wir hatten doch schon einige Mietautos. Wir schauen uns kurz um und entscheiden uns für einen grauen Hyundai Accent. Ein süßer Flitzer. Sogar Automatik. Sieht aus wie neu. Eveline übernimmt gleich mal das Steuer und chauffiert David wieder die 50 Meter zum Camper. Dort laden wir zur Sicherheit gleich das gesamte Gepäck und übrige Zeug in den Hyundai um. David übernimmt den Camper und wir warten kurz zusammen. Eveline bildet mit ihrem bewährten Google Maps-Navi die Vorhut und wir cruisen durch Los Angeles. Extrem viele Staus und ein Unfall. Ungefähr 40 Minuten fahren wir hintereinander auf der Interstate 405 bis zu Cruise America. Doch wir meistern die Challenge ohne Probleme und kommen gut ans Ziel. Wir parken uns ein. Ein Mitarbeiter von Cruise America checkt den Camper durch. Keine sichtbaren Schäden. Alles leer, was leer sein muss und alles voll, was voll sein muss. Edel. Noch kurz den Papierkram beim Schalter erledigt und Bussi Baba Cruise America. Das wars jetzt mit unserem Camperleben in Nordamerika. Wir haben es sehr genossen. Schön war es. Und nie fad. Viele tolle Erlebnisse und schöne Momente haben wir hinter uns. Wir können diese Art des Reisens nur jedem ans Herz legen und weiterempfehlen. David übernimmt jetzt den Hyundai. Ziemlich klein ist der. Und eng. Sehr kompakt eben. Und tief. Soooo tief. Ein Low Low Rider. Aber er geht ziemlich ab. Zulassungsschein oder sonstiges gibt es hier in the USA anscheinend nicht. Zumindest nicht für ausgeliehende Fahrzeuge. Deswegen wissen wir auch hier wieder keine PS oder Sonstiges. Als wir Richtung Santa Monica Pier fahren, fühlen wir uns, als ob wir in einem GoKart fahren würden. Die Lenkung so direkt. Die Federung so hart und die Bremsen so bissig. Nach 6 Wochen Camper cruisen quasi ein Kulturschock. Aber wir fühlen uns sicher und ziemlich wendig. In jede freie Lücke kann man sich im Fließverkehr reinquetschen. Hat was. Wir fahren also Richtung Santa Monica Pier. Hier muss man anscheinend gewesen sein, wenn man nach Los Angeles reist. Das Ende der legendären Route 66. Dann hätten wir das Thema auch komplett abgeschlossen. Da wir das gesamte Gepäck und alle Wertsachen im Kofferraum haben, beschließen wir, in ein videoüberwachtes Parkhaus direkt beim Pier zu fahren. Wir werden schnell fündig. Überhaupt kein Problem, dorthin zu kommen. Unser Flitzer wird geparkt und wir gehen zu Fuß die letzten 500 Meter bis zum Pier. Irgendwie fein hier. Alles wirkt sehr entspannt. Natürlich ist es sehr touristisch hier. Viele Straßenkünstler, Souvenirstände und viele Obdachlose. Ein Riesenrad und eine kleine Achterbahn. Der Pacific Park. Ein Filmset wird gerade aufgebaut bzw. das Catering bereitgestellt. David hat das schon mal irgendwo gesehen, wie so ein Filmset ausschaut. Wir kaufen uns einen Kaffee und setzen uns zu einer alten Dame auf eine Parkbank. Von hier aus können wir auf den Strand schauen und die Wellen beobachten. Die alte Dame fragt uns nach der Uhrzeit. Sie will aber offensichtlich ein Gespräch anfangen. Wir steigen darauf ein. Sehr nett ist sie. Ihren kleinen weißen Hund hat sie auch dabei. Der ist auch ganz angetan von den Wellen. Sie ist 82 Jahre alt und wohnt ganz alleine hier in der Nähe. Aus Indianapolis ist sie hergezogen, wegen des milden kalifornischen Klimas. 3-mal in der Woche kommt sie hierher zum Pier und sitzt auf dieser Bank. Sie mag es, dass so viele Leute aus der ganzen Welt hierherkommen und mit ihr quatschen. Eine wirklich nette alte Lady. Eine gute Stunde sitzen wir bei ihr. Wir haben das Gefühl, dass wir ihr damit eine Freude machen. Schließlich gehen wir weiter und können am Ende des Piers noch einen Seehund beobachten. Der genießt offensichtlich die Aufmerksamkeit der vielen Touristen, die ihn hier fotografieren. Eveline erblickt außerdem noch einen Pelikan, während David mit Seehund – filmen beschäftigt ist. Schön langsam bekommen wir Hunger. Einen Japadog gönnen wir uns jetzt mal. Ein Stand befindet sich hier am Pier. Schmeckt herrlich. In der Nähe befindet sich außerdem ein Umami Burger Lokal. Das hat Eveline schon bei der Reiseplanung vor über einem Jahr als Fixpunkt in unserer Reise eingeplant. Jumbo Schreiner aus dem Fernsehmagazin Galileo hat das Lokal (mittlerweile eine kleine Kette) damals vor ein paar Jahren auf Pro7 vorgestellt. Etwas andere Burger gibt es hier. Nicht 08/15, sondern etwas edler. Wir gehen ungefähr 15 Minuten zu Fuß vom Pier bis zum Lokal. Es ist nach 14 Uhr. Daher bekommen wir ohne Probleme einen Platz. Wir ordern ein Slider Trio für Eveline und einen Ultimate Baconator für David. Dazu truffle ‘em Fries. Pepsi ist das Getränk unserer Wahl. Das Personal ist sehr freundlich und die Bestellung lässt nicht lange auf sich warten. Und es schmeckt sehr sehr genial. Mal ganz was anderes. Wir sind glücklich und zufrieden. Hat sich auf jeden Fall ausgezahlt, hierher zu kommen. Absolute Empfehlung von unserer Seite, wenn jemand gerne Burger isst und zufällig mal die Möglichkeit dazu hat. Danach begeben wir uns auf einen Verdauungsspaziergang retour zum Parkhaus. In der 3rd Street Promendade schauen wir uns auch noch um und schmökern in einem Rip Curl Store. Doch wir kaufen nichts. Sowieso kein Platz mehr in unseren Rucksäcken. Venice Beach steht auch noch auf dem Programm, wenn wir schon mal hier sind. 4 Kilometer bis dorthin. Wir nehmen aber das Auto. Die Sonne beginnt schon zu sinken. Kurz vor Venice Beach werden die Touristen schon mit „Public Parking“ Schildern begrüßt. 10 Dollar. Egal wie lange man steht – den ganzen Tag, oder nur eine halbe Stunde. Fix net Kinder. Wir fahren durch eine „Public Parking“ Zone durch. Trotz des Protests eines grimmigen, alten afroamerikanischen Parkwächters. Am anderen Ende sind neben der Straße öffentliche Parkplätze frei. Mit Parkuhr und einer maximalen Parkdauer von einer Stunde. Für einen Dollar. Die nehmen wir. Auto versperrt, Kameras gecheckt und auf geht’s zum Venice Beach. Hier geht’s ab. Es „graselt“ ziemlich. Viele Obdachlose, Skater, Straßenkünstler, Stände, Shops und Radfahrer. Ein Typ spricht uns an. Ein älterer afroamerikanischer Mann. Er führt angeblich ein Programm, welches den obdachlosen Straßenkindern hier hilft. Er hat sogar eine professionelle blaue Mappe, wo schon ein paar 20 Dollar Scheine drinstecken. Er will natürlich eine kleine Spende von uns. Kann er natürlich haben. Wir bieten ihm unsere Decken an, welche wir damals in Kanada beim Dollarama gekauft haben. Die waren übrigens unsere beste Kaufentscheidung auf der ganzen Reise bis jetzt. Sehr warm sind die. Und gestern haben wir sie erst frisch gewaschen und wollten sie eigentlich genau für so einen Zweck „loswerden“. In Hawaii und Australien werden wir sie nicht mehr brauchen. Und wegschmeißen kommt sowieso nicht in Frage. Der Typ zögert. Er wirkt nicht sonderlich begeistert. Klar, er will Cash. Aber schließlich willigt er doch ein. Wir holen die Decken aus dem Auto. Auf dem Weg zurück schenkt David noch einem auf der Straße kauernden Obdachlosen seine Camper-Patschen. Auch die brachen wir nicht mehr. Der freut sich sehr darüber. Dann geben wir dem Typen unser Plastiksackerl mit den Decken. Er erkennt uns fast gar nicht wieder als wir auf ihn zugehen und spricht uns von Neuem an. Er nimmt dann aber die Decken entgegen. Hoffen wir mal, dass sie für einen guten Zweck weitergegeben werden. Anschließend schauen wir uns die Skater an, die gleich 50 Meter weiter die Bowl im Skatepark bearbeiten. Zahlreiche Passanten stehen hier rum und bieten den Skatern ein Publikum. Wir stehen auch dabei und bestaunen die teilweise noch sehr jungen Talente. Danach gehen wir die Promenade entlang. Bis zum Muscle Beach Gym und wieder retour. Zwei „Gangsterrapper“ quatschen uns an und wollen uns ihre „Mixtapes“ andrehen. Wir verneinen. Der eine Typ lässt nicht locker. Er besteht auf ein Foto. Eveline knipst halt eines, damit wir Ruhe haben. Daraufhin will er natürlich ein kleines Trinkgeld. So geht’s auch. Wir geben ihm zwei Dollar und bekommen eine großartige und kunstvoll mit Edding signierte CD. David fragt ihn noch, wie er heißt. „Pablo Venice“ heißt er. Von dem wird man vielleicht noch mal viel hören. (Anm. der Redaktion: Sarkasmus wird nicht extra markiert und muss von selbst erkannt werden. Tipp: Das war einer). Ein hartes Geschäft, das Showbusiness. Ein Eis und einen Churro stellen wir uns noch in die Figur. Danach sind wir fertig mit Venice Beach. Viel Zeit haben wir sowieso nicht mehr. Die Parkuhr läuft bald ab. Also schnell retour zum Auto und ab Richtung Airbnb-Unterkunft. 1,5 Stunden brauchen wir, sagt unser Google Maps. Die Strecke ist ROT markiert. Soll heißen: Durchgehend Stau. Na dann wollen wir mal. Wir stauen uns durch Los Angeles. Während der Fahrt hören wir uns die erworbene CD mit dem künstlerischen Schaffen von „Pablo Venice“ an und wissen jetzt auch, warum er seine CDs persönlich am Strand „verkaufen“ muss. Die zwei Dollar waren also auch hier eine weitere gute Tat. Beim Airbnb angekommen, brauchen wir eine Weile, bis wir das Haus finden können. Die angegebene Hausnummer gibt es anscheinend nicht. Die Gegend hier ist etwas heruntergekommen. Mitten in East Los Angeles. Vor dem angeblichen Ziel befindet sich eine andere Hausnummer. Alles ist mit einem Schiebetor versperrt. Ein Mädchen führt dahinter ihren Pit Bull Gassi. Eveline steigt aus und fragt nach. Wir sind hier also doch richtig. Die richtige Hausnummer befindet sich hinter der mit dem Zaun versperrten Einfahrt. Das Mädel – wahrscheinlich die Nachbarin – öffnet das Schiebetor und wir können in der Einfahrt parken. Den Zugangscode haben wir schon per Airbnb App erhalten. Eingecheckt it is. Wir schauen uns mal um. Anscheinend sind wir alleine hier. Schaut in Ordnung und sauber aus. Ein Bier haben wir uns jetzt verdient. Unser letztes „Busch“. Wir kontaktieren noch die Gastgeberin, dass der Check-in erfolgreich vollzogen ist und fragen noch per App-Nachricht nach dem W-Lan Passwort. Danach nutzen wir das Bad und schreiben unsere Tagesberichte. Ein ereignisreicher Tag liegt hinter uns. Morgen haben wir noch einen weiteren Tag in Los Angeles auf dem Programm…

Beim Santa Monica Pier…

Der Pacific Park…

Das Ende des Pier…

Es gefällt uns hier…

Die Umami Burger…

Wir schauen auch noch zum Venice Beach…

Irgendwie ist es ganz nett hier…

Ein paar Eindrücke…

„Pablo Venice“