Tag 64 // Guten Morgen Seligman! Um 9 Uhr stehen wir auf. Nach dem Frühstück waschen wir in der Laundry 2 Maschinen Wäsche. Dumpen steht auch wieder einmal auf dem Programm. Der Wassertank wird gefüllt und wir verlassen schließlich um Punkt 11 Uhr den Route 66 KOA Journey – Campground in Seligman. Sehr gemütlich war es hier. Nicht besonders spektakulär, aber in Ordnung, besonders bezüglich Preis/Leistung. Die weitere Tour haben wir gestern Nacht wieder verändert. Kurz wurde überlegt, ob wir nicht auch noch die Westernstadt Tombstone ansteuern. Aber für diesen Umweg würde uns die Zeit zu knapp werden. Deswegen müssen wir leider auf Tombstone verzichten. Heute wollen wir die legendäre Route 66 befahren. Ein erhaltener Abschnitt beginnt gleich hier in Seligman. Die ersten Souvenirläden und alten verrosteten Autos aus den 50er und 60er Jahren sind hier am Beginn der Strecke zu bewundern. Wir halten gleich mal an und schauen uns um. In einem der Souvenirläden kauft sich David gleich mal einen Sticker für die Thermosflasche. Man weiß ja nie, ob wir so einen noch bekommen auf der weiteren Strecke. Lieber gleich erledigen. Anschließend cruisen wir weiter. Die Straße ist schmal und teilweise in schlechtem Zustand. Kaum zu glauben, dass diese Straße mal die wichtigste Straße der USA gewesen ist. Wir kommen schließlich nach Hackberry. Dort halten wir bei einem Store. Dem Hackberry General Store. Komplett in der Pampa gelegen. Route 66 Stimmung pur. Verrostete Autos, alte Reklameschilder aus Metall und Zapfsäulen mindestens aus den 50er Jahren, die natürlich nicht mehr funktionstüchtig sind. Einfach sau geil hier. Wir machen einige Fotos und Videos und betreten anschließend den Store. Ein relativ normal aussehender Mitarbeiter begrüßt uns schlicht mit „Welcome“. Natürlich ist der Laden voller Souvenirs. Aber irgendwie edle Souvenirs. Nicht das komplette 0815 Zeugs. Wir schauen uns um und kaufen uns ein Eis. Dieses essen wir in aller Ruhe vor dem Store. Uns stresst nichts. Nichts los hier. Ein Route 66 Blechschild wackelt im Wind. Quietsch, Quietsch, Quietsch. Nur das Geräusch alleine ist zu hören. Sonst nichts. Wie in einem Western. Fehlt nur noch, dass ein paar Dornenbüsche auf der Straße vorbeirollen und ein alter bärtiger Mann im Schaukelstuhl vor dem Store seine Pfeife raucht. Das mit dem Quietschen lässt der Besitzer bestimmt absichtlich so. Wäre interessant, was er dazu sagen würde, wenn man hier mit einem WD 40 drüber gehen würde. Nur zwei andere Touristen kommen während unserem Stopp dann noch vorbei. David ist noch mit Filmen beschäftigt, Eveline verkürzt sich die dadurch entstehende Wartezeit mit Wäsche zusammenlegen. David gesellt sich schließlich zu Eveline und als wir Beide mit unserer Wäsche fertig sind, fahren wir weiter. Eveline übernimmt jetzt das Steuer. Unser nächstes Ziel ist Kingman. Dort wollen wir in einem klassischen Diner ein klassisches amerikanisches Mahl zu uns nehmen. Wir parken uns ein und entern das edle Restaurant. Ziemlich geil hier. So haben wir uns das immer vorgestellt. Voll im 60er- Style. Bilder und künstlerische Interpretationen von Elvis Presley und Marilyn Monroe fungieren hier als beliebter Wandschmuck. Wir nehmen Platz und eine der Kellnerinnen kommt sogleich zu uns. Wir bestellen Eistee. Die Karte beinhaltet Alles, was das Herz begehrt. Wir essen Beide einen Burger und Pommes. Der Eistee ist zu unserer Überraschung wirklich einfach nur ein kalter Tee. Ohne Zucker, mit vielen Eiswürfeln. Sehr gesund also. Die Burger schmecken wirklich großartig. Wir genießen unser Classic-Diner-Erlebnis und machen uns einen großen Spaß daraus. Nach dem Essen ordern wir natürlich noch einen Kaffee. Das Heferl ist riesig. Ein blaues. So eines hat bestimmt jeder zu Hause. Ein einfacher Filterkaffee. Das Heferl ist randvoll. Nachgeschenkt – wie in den Filmen – wird uns leider nicht. Aber wir können sowieso nicht mehr. Weiter geht’s. Nach dem bezahlen machen wir noch Fotos des Diners von außen und Eveline bleibt weiterhin hinter dem Steuer des Campers. Ein edles Erlebnis war das hier, im Mr. D’z Route 66 Diner in Kingman. Noch sind wir aber nicht ganz fertig mit der Historic Route 66 und wir bleiben daher auf der Strecke bis nach Oatman. Diese Entscheidung hat sich ausgezahlt. Das Städtchen ist kultig. Lebt anscheinend nur von den durchkommenden Touristen. Mitten im Nirgendwo von Arizona. Sonst gibt es hier nichts. Wirklich nichts. Außer Souvenirläden. Auch hier sind wieder einige interessante dabei. In einem Store bekommt man vom ledernen Revolverholster über einen ausgestopften Bisonschädel bis hin zu einem Wehrmachtshelm aus dem zweiten Weltkrieg (!?) so gut wie Alles. Unglaublich. Auf der Straße laufen die Esel frei rum und verteilen überall zwischen den Ständen und Stores ihre Ausscheidungen. Wild geht es hier zu. Ein Typ läuft tatsächlich mit einem Revolver im Holster herum. Wir gehen eine Runde in der Stadt und fahren schließlich weiter. Ein bisschen Westernstimmung haben wir jetzt also auch noch erledigt. Als kleine Entschädigung für Tombstone. Per Wiki Camper App haben wir uns wieder einen dispersed Campground entlang der Route 66 ausgesucht. Den steuern wir jetzt an per Google Maps. Auf der Strecke tanken wir noch bei einer günstigen Tankstelle im Mohave Valley in Fort Mojave. Propangas gibt es bei dieser Tankstelle auch. Wir füllen alle unsere Tanks. Eine nette Mitarbeiterin der Tankstelle ist sehr gesprächig und relaxed. Wir sollen uns vor dem Verkehr in L.A in Acht nehmen. Sie ist von L.A. und sie weiß es daher ganz genau. Eine halbe Stunde später fahren wir weiter Richtung dispersed Campground. Doch als wir kurz vor dem Ziel sind, ist die Straße plötzlich gesperrt. Nur Anrainer dürfen weiterfahren. Wir sind ja jetzt quasi Anrainer, wenn wir 2 km weiter neben der Straße übernachten wollen. Also fahren wir eben weiter. Doch die Sache ist uns nicht ganz koscher. Wir finden zwar den Rastplatz, aber wir sind komplett alleine. Eh klar. Es ist schon stockdunkel. Warum ist hier wohl die Straße gesperrt? Hmmm. Wir trauen der Sache nicht ganz und beschließen daraufhin, wieder retour bis zur Absperrung zu fahren. David übernimmt jetzt wieder das Steuer. Eveline googelt schließlich wegen der Straßensperre. Die Route 66 wird bei diesem Abschnitt saniert. Okay. Gut, dass wir nicht dort stehengeblieben sind. Wir müssen jetzt einen Umweg fahren über die Interstate 40. Eveline sucht weitere dispersed Campgrounds. Die eine Option wäre, wieder runter zur Route 66 zu fahren und den nächsten Rastplatz zu suchen. Die zweite Option ist, in die andere Richtung, also nördlich, in Richtung Mojave Wüste abzubiegen und dort zu campen. Wir versuchen noch einmal in Richtung Route 66 von der Interstate 40 abzufahren. Doch auch hier ist die Abfahrt gesperrt. Gut. Dann ab in die Wüste. Wir sind ja vom Death Valley schon sehr Wüsten-erfahren, denken wir uns. Es ist schon recht warm geworden heute im Laufe des Tages. 27 Grad hatte es. Man hat gemerkt, dass wir jetzt wieder in Kalifornien sind. Eine Stunde haben wir erneut wieder dazu gewonnen. Wir biegen irgendwo zwischen Fenner und Ludlow auf die Kelbaker Road in den Mojave National Preserve ab. Google Maps und das Wiki Camper App weisen uns den Weg. Alles Feldweg hier. Wie damals im Death Valley. Noch fast ein bisschen schlimmer. Der Feldweg wird immer sandiger. In der Ferne sehen wir ein Campfire. Genau an der Stelle, wo uns das Wiki Camper App hinführt. Ein paar Jungs haben sich es hier schon gemütlich gemacht. Wir wollen umdrehen. Einer der der Herren kommt aber zu uns heraus auf den Feldweg und rät uns, einfach den Feldweg weiter zu fahren. Wir finden da bestimmt noch ein nettes Plätzchen. Passt. Wir fahren noch ungefähr einen Kilometer weiter. Vor uns nichts. Die Straße endet dann laut Google Maps irgendwann vor uns. Sackgasse. Links und rechts neben uns nur unendliche Wüste und Sanddünen. Klarer Sternenhimmel. Schließlich sehen wir eine Ausbuchtung neben dem Weg. Die gefällt uns. Spuren von Autoreifen sind zu sehen. Da dürfte also des Öfteren jemand stehen. Die nehmen wir. Doch soweit kommen wir erst gar nicht. Wir stecken fest. Wieder einmal. Aber jetzt so richtig. V-E-R-D-A-M-M-T-E S-C-H-E-I-S-S-E! Kein Vor- und kein Zurückkommen mehr. Die Hinterachse gräbt sich tief in den Sand ein. Eveline setzt sich ans Steuer und David versucht zu schieben. Kein Erfolg. Immer tiefer gräbt sich der Camper in den Sand. Wir sitzen fast schon auf. Bodenfreiheit ist keine mehr gegeben. Stockfinster ist es. Wir sind meilenweit alleine, mitten in der Mojave Wüste. Als wir den Camper mal an Ort und Stelle abstellen, hört man genau: NICHTS. So unglaublich leise, dass es schon fast beängstigend ist. Kein Insekt summt, kein Lüftchen ist zu hören. Wahnsinn. Nur wir und die sternenklare Nacht. Und ein Camper mit der kompletten Hinterachse im Sand. Einmal probieren wir es noch. Wir buddeln im Dunkeln die Hinterreifen aus. Die Stirnlampe ist unsere einzige Beleuchtung. Dann versuchen wir noch einmal in Richtung Feldweg zurückzusetzen. Vorwärts wäre keine gute Idee. Der Sand hier ist tiefer, als er aussieht. Vorwärts geht außerdem sowieso auch nichts. Hmmm. Das könnte spannend werden. Empfang haben wir hier natürlich N-U-L-L. So ein Dreck. Die Chance, dass hier jemand vorbeikommt, ist bei einer Sackgasse außerdem sehr gering. Da müssten wir schon Glück haben, dass sich „Touris“ wie wir hierher verirren. Die Jungs, die uns in diese Richtung geschickt haben, wollen wir heute auch nicht mehr belästigen. Der Typ hat nicht sehr motiviert gewirkt. Wir haben Wasser und Bier. Und einen Kühlschrank voller Essen. Und der Camper steht sogar waagrecht. Für heute lassen wir es einfach gut sein. Morgen, wenn es hell ist, fällt uns vielleicht eine Lösung ein. Warm wird es bestimmt werden. Aber da müssen wir jetzt durch. Wir trinken mal ein Bier. Eveline ist vom Sternenhimmel sehr begeistert und spielt sich mit Langzeitbelichtungen mit ihrer Kamera und dem Stativ. Ein paar schöne Ergebnisse sind dabei. David schreibt in der Zwischenzeit diesen Blogeintrag. Wir stehen mit dem Heck des Campers noch immer auf dem Feldweg. Wenn also jemand vorbeikommt und an uns vorbei möchte, bemerkt er hoffentlich, dass wir ein Problem haben und eventuell Hilfe benötigen könnten. Okay. Gekocht wird heute nichts mehr. Das Essen im Diner war mehr als ausgiebig. Wir gehen früh schlafen und haben vor, morgen ziemlich früh mit den Bergungsarbeiten zu beginnen. Mal schauen, ob es uns gelingt, aus dieser ungünstigen Lage wieder raus zu kommen…
Gefahrene Kilometer: 363

Heute fahren wir auf der Route 66…

Viele Autos fahren hier nicht mehr…

Der General Store in Hackberry…

Edle Requisiten stehen hier rum…

Hier gefällt es uns…

Roadtrip-Pause im Classic Diner…

Mr. D’z Route 66 Diner in Kingman…
Ein Gedanke zu “Auf der Route 66 zur Mojave Wüste…”