Yellowstone National Park und weiter Richtung Grand Teton National Park und Lander…

Tag 55 // Es war die anstrengendste und kürzeste Nacht, die wir bis jetzt auf unserer Reise hatten. Wir haben ein Haustier. Die Maus, welche wir am späten Abend tierlieb aus der Seitentür gekehrt haben, ist gleich danach wieder herein gekraxelt und hielt sich im Heizungsschacht, den schon mehrmals erwähnten Schubläden und in den Zwischenwänden des Campers auf. Wir gingen trotzdem schlafen. Ohropax rein und geht schon. Doch das Scheißviech veranstaltete im dunklen Camper ihren eigenen Kirtag. Die Maus war überall. Und mit ÜBERALL, meinen wir auch ÜBERALL. Das bedeutet Krieg. Um 2 Uhr in der Nacht greifen wir zu den Waffen. Stirnlampe, Besen und Davids Bergschuhe. Wir legen uns auf die Lauer. Eveline vom Hochbett aus, David geht beim Kühlschrank in Gefechtsstellung. Der kleine Nager ist unglaublich flink. Und so frech. Klug ist er ebenfalls. Mit den unterschiedlichsten Lichtstimmungen und Varianten der Innenbeleuchtung versuchen wir, sie aus ihren ständig wechselnden Verstecken zu locken. Nur mäßiger Erfolg. Sie checkt es voll ab, dass wir es auf sie abgesehen haben. Einen alten Vollkornbagel haben wir noch. Der riecht bestimmt unwiderstehlich für die Maus. Mit einem kleinen Stück versuchen wir die Maus zu ködern. Wir legen es mitten auf den Gang des Campers. Immer wieder tänzelt sie um das Vollkorngebäck herum und huscht daraufhin aber gleich wieder retour in eines ihrer Verstecke. David hat den Besen schon auf Anschlag, Eveline hält Davids Timberlands wie ein Damoklesschwert über den Bagel. Mit der Stirnlampe generieren wir eine indirekte Beleuchtung, sodass nur der Bagel ausgeleuchtet ist. Food Design quasi – wie in der Werbung. Als die Maus sich schließlich sicher fühlt und sich über den Bagel hermacht, lässt Eveline den Schuh fallen. Doch leider trifft sie die Maus nicht wirkungsvoll genug. Sie kann wieder in eines ihrer Verstecke flüchten. Danach fällt sie nicht mehr auf unsere Falle herein. Um 4 Uhr lassen wir es gut sein. 2 Stunden nächtliche Mäusejagd – Kein Erfolg. Wir lassen den Bagel liegen und legen uns wieder schlafen. Vielleicht gibt sie ja Ruhe, wenn sie was zu fressen hat. Ab jetzt ist die restliche Nacht etwas ruhiger. In der Früh hat die Maus das Bagelstück natürlich verputzt und sonst auch noch einige Spuren hinterlassen. Vom kleinen Nager selbst ist aber am Morgen nichts zu sehen. Sie pennt jetzt wahrscheinlich in einem der Zwischenräume. Eveline versucht so gut wie möglich alle Flächen abzuwischen, um die Hygiene in unserem zu Hause aufrecht zu halten. Wir machen uns Frühstück. Nein, keinen Bagel. Draußen liegt Schnee. Die Landschaft ist wunderbar angezuckert und es hat um die 0 Grad nach Celsius. Es ist kurz nach 10 Uhr als wir uns ausparken und den Wald wieder Richtung West Yellowstone verlassen. Die nächste Tankstelle im Ort wird aufgesucht. Wir brauchen Sprit und Propangas. Sprit erledigen wir wie immer gleich selbst. Fürs Propan muss man sowieso immer im Store nachfragen. Der Typ, der uns das Gas nachfüllt, ist mit Worten fast nicht zu beschreiben. Er schaut aus wie ein 80-jähriger, der sein Leben lang täglich 3 Packerl Camel und eine Flasche Jim Beam gefrühstückt hat. Er bewegt sich nur in Zeitlupe. Spricht kein Wort. Ganz koscher ist uns die Sache nicht. Er erledigt seinen Teil. Danach müssen wir dringend lüften. Wir bezahlen im Store und parken noch eine Weile bei der Tankstelle. Hier haben wir guten Internet- und Telefonempfang. Wir reservieren einen Campground für die heutige Nacht. Im Städtchen namens Lander. Ein ganzes Stück entfernt vom Yellowstone National Park, aber der Einzige, der noch offen hat und unseren Vorstellungen entspricht. Wir wollen dringend duschen, Wäsche waschen und dumpen. Gutes W-Lan wäre nach 2 Nächten in der Wildnis auch wieder mal von Vorteil. Erledigt. Jetzt geht es wieder rein in den Nationalpark. Die restlichen Stationen anschauen, die sich gestern nicht mehr ausgegangen sind. Gleich nach der Einfahrt blockiert die Bisonherde die Straße. Herrlich. Die Sonne kommt raus und die Landschaft ringsum ist teilweise mit Schnee angezuckert. Dazwischen die Straße und die braunen Riesen, die vor unserem Camper die Straße entlanglaufen. Nur im Marschtempo der Herde kommen wir langsam weiter. Überholen ist nicht möglich. Das ist aber sehr in Ordnung für uns, weil wir wieder Fotos und Videos aus nächster Nähe machen können. Als wir die Herde schließlich überholt haben, halten wir eine Weile später bei einer Pannenbucht. Eine kurz Jausen Pause. Neben der Straße ist ein Fluss. Die morgendliche Sonne steht perfekt, der Schnee und die Wasseroberfläche glitzern. Weit und breit sind wir alleine hier im Park. Wenig ist los hier an diesem Montag. David lässt deshalb die Drohne fliegen. Eveline richtet zur Jause 2 Bagel mit Schinken, Käse und Ei. Nach dem erfolgreichen Drohnenflug und der anschließenden Jause übernimmt Eveline das Steuer des Campers. Nächste Station ist unsere letzte Station von gestern, welche wir nicht mehr perfekt gesehen haben, wegen des aufkommenden Windes. Der Grand Prismatic Spring bei der Midway Geysir Basin. Eveline muss da unbedingt noch einmal hin. Diese Farben sehen, bestaunen und fotografieren. David ist auch dabei. Eveline hat am Vortag noch einen Geheimtipp ergoogelt. Wir fahren daher nicht zur gleichen Stelle wie gestern, sondern zu einem etwas weiter entfernt gelegenen Overview Point, wo man den bunten Geysir fast aus der Vogelperspektive bestaunen kann. Dieser nennt sich Grand Prismatic Spring Overlook. David bleibt diesmal im Camper sitzen und versucht durch ein Nickerchen seine Kopfschmerzen loszuwerden. Währenddessen macht sich Eveline auf den kurzen Rundweg zur perfekten Aussicht und wird belohnt. So wunderbar hat sie sich den Geysir immer vorgestellt. Sie ist überglücklich und kommt mit schönen Fotos zurück zum Camper. Das Wetter hat mittlerweile schon wieder umgeschlagen. Die Sonne ist verschwunden, kalter Wind zieht auf und dichte Schneewolken verdunkeln den Himmel. Das geht ziemlich schnell hier im Yellowstone. Die Fahrt geht trotzdem weiter. Das Old Faithful Visitor Education Center ist unsere nächste Station. Diese finden wir nicht gleich und landen in einem Souvenir Shop gleich nebenan. Auch okay für uns. Sehr hochwertige und hochpreisige Souvenirs gibt es hier, nicht das typische billige Souvenir-Klumpert. Wir erstehen nur zwei Aufkleber für unsere Thermosflaschen. Im Visitor Center nebenan wollen wir eigentlich fragen, wo wir zum Old Faithful Geysir kommen und wann genau er wieder ausbricht. Die Frage erübrigt sich beim Betreten des Centers. Dessen Rückseite besteht aus einer riesigen Glasfront, wodurch man auf den gesuchten Geysir blickt. Ein Schild gibt uns zusätzlich die Information, dass er in 20 Minuten das nächste Mal ausbrechen wird. Perfektes Timing. Gleich raus mit uns beim Hinterausgang und in Poleposition aufgestellt. Old Faithful spuckt sogar 5 Minuten früher als vorhergesagt. Sehr imposant zu sehen, dieses Ereignis. So. Jetzt sind wir eigentlich fertig mit dem Yellowstone National Park. Auf geht’s zum Campground nach Lander. Eine – wahrscheinlich wegen Schnee – gesperrte Straße macht uns aber einen Strich durch unsere Zeitberechnung. Wir müssen wegen der Sperre noch einmal eine ganze „untere“ Runde im Park fahren, damit wir die Südausfahrt erreichen. Soll so sein. Wir können es eh nicht ändern. Auf der Rundfahrt durch den Park nehmen wir noch den Firehole Lake Drive zum Firehole Lake. Zwei kleine, aber anscheinend sehr heiße und daueraktive Geysire sprudeln hier kochend aus dem Boden. Gefällt uns sehr gut. Wir halten hier eine Weile und können großartige Aufnahmen machen. Saukalt ist es mittlerweile. Weiter geht’s. Es beginnt zu schneien und es „flankerlt“ während der restlichen Fahrt bis zum Ende des Yellowstone National Parks. Kurz vor dem Ende sehen wir zum dritten Mal die Bisonherde die Straße queren. Man kann sich trotzdem nicht satt sehen an den gechillten braunen Riesen. Der Yellowstone National Park geht dann am Südende gleich in den Grand Teton National Park über. Hier liegt ziemlich viel Schnee. Und es schneit nach wie vor. Der Grand Teton NP ist ebenfalls ein sehr schöner Park. Wir fahren aber nur durch. Vor uns hält ein Auto mit Warnblinkanlage am Straßenrand. Links davon ein brauner Fleck in der verschneiten Landschaft. Bestimmt wieder ein Bison. Doch als wir näherkommen, können wir unser Glück kaum fassen. Ein Grizzlybär! Endlich! Super gechillt bummelt er herum. Schön fett ist er schon. Bereit für den Winterschlaf. Sehr zottelig ist sein Fell. Yeah yeah yeah – Bär Bär Bär! Er ist zwar ungefähr 100 Meter von uns entfernt, trotzdem können wir ihn ziemlich lange beobachten und ein paar Fotos machen. Wir sind sehr zufrieden und happy. Damit hatten wir schon gar nicht mehr gerechnet auf unserer Reise. Weiter auf der Strecke sehen wir dann noch einige Wapitis direkt neben der Straße stehen. Es schneit nach wie vor und die Straße wird immer schlechter. Auch außerhalb des Grand Teton NPs ist die Straße tief verschneit und es geht teilweise steil bergauf und bergab. Leise Erinnerungen an die Schneereiche Überfahrt nach Lake Louise in Kanada werden wach. Wir durchfahren auf der Strecke noch den Bridger-Teton National Forest und streifen den angrenzenden Shoshone National Forest. Eveline hat das Steuer nach wie vor fest im Griff und David schreibt während der Fahrt diesen Tagesbericht. Die Straße wird allmählich besser und wir kommen langsam aber doch in eine wärmere und schneefreie Gegend weiter südlich. Schließlich erreichen wir Lander. Die Strecke vom Old Faithful bis nach Lander hatte eine Länge von 417 Kilometer, für die wir, wegen der schlechten Straßenlage, ca. 6 Stunden, inklusive kurzer Pausen, gebraucht haben. Es ist schon halb 10 am Abend, als wir den Sleeping Bear RV Park & Campground erreichen. Das Office hat schon geschlossen. Unsere Reservierung finden wir in einer Box beim Eingang. Wir kochen noch eine schnelle Kleinigkeit. Suppe aus der Dose und ein Knorr Packerl. Danach gehen wir noch duschen und im Anschluss gleich schlafen. Ein schöner Tag war das im Yellowstone National Park…
Gefahrene Kilometer: 455
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Unser dispersed „Campground“ mitten in der Wildnis am frühen Morgen…

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Erneut sehen wir die Bisonherde…

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Der Grand Prismatic Spring…

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Der Geysir Old Faithful…

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Unser Camper beim Firehole Lake…

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Der Grizzlybär im Grand Teton National Park…

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