Tag 54 // Sehr ruhig war die Nacht. Wir haben super geschlafen. Draußen war es sehr kalt. Um die 0 Grad hatte es. Eveline wird um 7 Uhr wach, schaut auf die Uhr und denkt sich: „Oh Gott, es ist noch dunkel.“ Um 7:15 Uhr steht sie schließlich auf. David pennt natürlich noch tief und fest um diese Uhrzeit. Eveline liest etwas im Reiseführer über Los Angeles. Santa Monica, Disneyland und Universal Studios werden in aller Früh schon im Lonely Planet studiert. Allmählich wird es hell draußen. Um 7:35 stellt sie Teewasser auf und beginnt das Frühstück herzurichten. Vorsichtig weckt sie David. Den Toastmaster wollen wir heute gleich über den Spannungswandler betreiben. Doch das funktioniert nicht so, wie wir uns das erhofft hatten. Viel zu schwach ist das gekaufte Teil. Wenigstens können wir das MacBook damit laden. Das Brot essen wir heute ungetoastet. Geht auch. Schmeckt aber nicht so edel. Heute haben wir einiges vor, im Yellowstone National Park. Wir wollen deshalb früh starten. Nach dem Frühstück fahren wir gleich los. Kurz vor 9 Uhr verlassen wir unser Plätzchen im Wald und fahren zum Visitorcenter bei der Westeinfahrt des Nationalparks. Auf dem Weg dahin sehen wir eine Herde Pferde neben der Straße. Auch einen jagenden Kojoten können wir beobachten. Nichts ist los dort auf dem Parkplatz beim Visitorcenter. Wie ausgestorben. Haben die überhaupt geöffnet heute? Schauen wir mal. Die Tür lässt sich öffnen. Hellooooo? Eine ältere Dame begrüßt uns. Anscheinend die Putzfrau. Sie verweist uns gleich an den Schalter mit den Parkrangern. Einen Schalter sehen wir, aber keine Parkranger. Zwei Männer kommen nach einer kurzen Wartezeit aus einem Kammerl hinter dem Tresen. Ein älterer Herr und ein junger Bursche. Der ältere Herr begrüßt uns relativ leise und unmotiviert. Der junge Bursche mit der „Out of Bed – Frisur“ und dem Schlafzimmerblick begrüßt uns gar nicht. Als hätten wir die Beiden aus dem Winterschlaf aufgeweckt. Wir zeigen gleich die vorbereitete Karte, die wir schon studiert und mit Leuchtstift markiert haben. Das fällt den Herren gleich auf und sie fragen quasi durch die Blume, was wir denn überhaupt noch hier wollen. Der ältere Parkranger erklärt uns schließlich trotzdem ein paar Sachen, gibt uns aber zu verstehen, dass wir spät dran sind. Was die Jahreszeit betrifft, sowie die Uhrzeit. „So… the days are short now… Sun goes down at 6:20 pm… It is 9:30 am now…“ Soll heißen: “Schauts, dass weida kummts und lossts uns wieder weida schlofn…” Okay. Wieder raus aus dem Visitor Center. Wenigstens ein paar Müsliriegel gibt es hier – zur freien Entnahme. Die hamstern wir natürlich gleich mal ein. Den Park kann man in 2 Tagen schaffen. Wir teilen ihn in eine „obere“ und eine „untere“ Route. 5 Stunden sollte man pro Route einplanen. Wir beginnen heute mit der „Oberen“. Hier muss man nämlich einige höher gelegene Straßen überqueren, was heute bei Schönwetter noch kein Problem ist, morgen bei vorhergesagtem Schnee und Regen aber vielleicht schon. Die erste Station ist Gibbon Falls. Hier bleiben wir nur kurz stehen und genießen den herrlichen Ausblick. Nächste Station ist Beryl Spring. Die ersten kleinen Geysire des Tages. Die Straße ist in Wasserdampf bzw. Nebel eingehüllt. Es riecht extrem nach Schwefel. Neben der Straße fließt der Gibbon River. Das Ufer ist mit hellgrünem Moos bewachsen und das Licht bricht sich extrem schön im dunkelblauen Wasser. Hier machen wir ein paar Fotos und dann geht es weiter zu den Artists Paintpots. Der Camper wird abgestellt und eine kurze Wanderung beginnt. Dichte Wolken sorgen für eine ganz eigene, düstere Stimmung. Zahlreiche Geysire fauchen um die Wette. Es schaut aus, als ob hier hunderte Nebelmaschinen im Einsatz wären. Der Wind verweht den Wasserdampf. Traumhaft ist das hier. Ein Naturspektakel. Überall blubbert es aus dem Boden. Heiße Quellen und sogar blubbernde Schlammlöcher, die Mudpots, kann man hier bewundern. Wir können keine 2 Meter gehen, ohne ein Foto machen zu wollen. Davids Speicherkarte ist sehr bald voll. Auch okay. Ab jetzt mehr Zeit zum Genießen und zum Staunen. Für den Rundwanderweg brauchen wir eine Stunde, obwohl er nur eine Meile lang ist. Nächste Station ist der Roaring Mountain. Nur kurz halten wir hier und Eveline macht schnell ein Foto aus dem Fenster. Während der Fahrt macht David Videobackups auf dem MacBook. Festplatte und MacBook werden auf einem der hinteren Sitze angeschnallt. So verlieren wir keine wertvolle Fahrzeit. Funktioniert. Während der Fahrt können wir Wapitis und Wildgänse erblicken. Eine längere Strecke legen wir nun zurück bis zu den Mammoth Hot Springs. Der Camper wird geparkt und wir marschieren wieder. Unzählige Stufen führen uns vorbei an unterschiedlichsten Arten von heißen Quellen und Geysiren. Aus den Mineralien im Wasser entstehen hier sich immer weiter verändernde und wachsende Gesteinsterrassen. Wunderschön und interessant anzuschauen. Perfektes Film- und Fotomotiv. Dunkle Regenwolken hängen darüber. Wir gehen eine Runde und machen uns im Anschluss auf den Weg Richtung Tower Roosevelt. Auf der Strecke dorthin quert eine riesige Bisonherde vor uns die Straße. Ungefähr bei Forces of the Northern Range. Ein atemberaubendes Erlebnis. Diese Bisons sind wild und freilebend. Freie Natur hier. Warnblinkanlage an und mitten auf der Straße einfach stehen geblieben. Die Autos hinter uns machen dasselbe. Wie in Slowmotion ziehen die braunen Riesen an unserem Camper vorbei. Große Bullen sind dabei und auch einige Kälber. Ganz knapp neben unseren Autotüren. Vielleicht einen Meter entfernt. Unsere Fenster sind natürlich offen und wir kommen mit Filmen, Fotografieren und Staunen zeitlich gar nicht zurecht. Wahnsinnig geil einfach nur. Solche mächtigen Kolosse. Wunderschöne Tiere. Hier im Yellowstone Nationalpark leben sie schon seit Urzeiten so und durften hier auch nie legal bejagt werden. Gewildert wurde zu Beginn des Parks trotzdem, bis die U.S. Regierung hier die Army verstärkt zum Schutz des Parks abstellte. Der Yellowstone Nationalpark ist der älteste der Welt und wurde schon 1872 gegründet. Wir sind sehr happy über dieses geile Erlebnis. Richtig edel war das. Bei Tower Roosevelt entscheiden wir uns gegen eine Rundwanderung und fahren gleich weiter zum Grand Canyon of the Yellowstone. Eine fette Schlucht, an dessen Beginn sich ein mächtiger Wasserfall befindet. The Lower Falls. Beim Parkplatz lässt sich ein riesiger Rabe aus nächster Nähe fotografieren und filmen. Um einen guten Aussichtspunkt zu finden, marschieren wir ungefähr eine Meile neben der Schlucht entlang und werden schließlich fündig. Ein paar Fotos und Videos. Dann wieder zurück in den Camper. Es wird allmählich frisch und Wind zieht auf. Es ist schon ziemlich spät und die Motorwarnleuchte des Campers beginnt plötzlich zu leuchten. Geh bitte – so eine Scheißkiste. Naja. Wir fahren trotzdem mal weiter. Kein Leistungsabfall und kein Rauch zu erkennen. Handyempfang haben wir keinen hier. Hilft also eh alles nichts. Für den Fall, dass wir morgen nicht fahrtüchtig sein sollten, schauen wir uns noch die Midway Geyser Basin an. Die wollen wir unbedingt noch sehen. Eine ziemlich weite Strecke legen wir bis dahin noch zurück. Dort angekommen, ist es schon sehr frisch und starker Wind verweht den dort aufsteigenden Wasserdampf. Der Rundwander-Steg ist in dichten, warmen aufsteigenden Nebel gehüllt, der vom Wind hin und wieder gelüftet wird. Perfektes Filmmotiv, für Fotos eher nicht so ideal und spektakulär, auf Grund der Verwehungen. Da werden wir morgen – wenn möglich – zur Sicherheit noch einmal herfahren. Für heute lassen wir es gut sein. Viel haben wir gesehen. Wir sind begeistert und zufrieden. Ein wunderschöner Nationalpark. Viel war außerdem nicht los heute. Keine Menschenmassen, wie im Yosemite Nationalpark. Einfach traumhaft war dieser Sonntag im Park. Wir verlassen den Park wieder in Richung West Yellowstone. Auf dem Weg stornieren wir telefonisch unseren reservierten Campground. Wir haben diesen beim herfahren schon gesehen und waren nicht begeistert. Nur Strom. Kein Wasser, keine Duschen und kein W-Lan. Nur stehen und den Strom anzapfen. Für 45 Dollar. Nein danke. Diese Frechheit gönnen wir uns sicher nicht. Da schlafen wir einfach wieder im Wald. Im Idealfall an derselben Stelle wie gestern Nacht. Vorher fahren wir aber noch zum McDonalds. Der steht eh auch schon länger auf unserer ToDo Liste für die USA. Ein „Mci“, dort wo er herkommt. Warum nicht gleich hier in West Yellowstone. Die Filiale ist sehr klein. Wir haben W-Lan und machen es uns gemütlich. Ein Double Quarterpounder with Cheese Meal für David und ein Buttermilk Crispy Chicken Sandwich Meal für Eveline. Coca-Cola für Eveline, Dr Pepper Cola für David. Dann gewinnen wir sogar noch einmal extra Pommes auf einem Gewinnspiel der Getränkebecher. David stellt sich zusätzlich zu den gewonnenen Pommes noch einen Double Cheeseburger in die Figur. Gekocht hätten wir für heute also schon mal. Das McDonalds Wifi ist viel zu langsam, um vom Parkplatz aus unseren Blog zu aktualisieren. Auch das lassen wir dann eben einfach gut sein und machen uns auf den Weg in den Wald, zu unserem Plätzchen für die Nacht. Alles noch frei hier. Wir sind wieder alleine. Es ist schon finster, aber wir kennen den Platz ja schließlich schon. Die Motorwarnleuchte ist schließlich auch wieder erloschen. Gut so. Diesen heutigen Tagesbericht wollen wir noch verfassen. Wir sitzen beim Tisch und sind beide beschäftigt. In den bekannten Läden raschelt es schon wieder. Wahrscheinlich wieder ein Nagetier, das in den Camper hereinkraxeln möchte. Naja, kann man nichts machen. Wir sind ja schließlich in der Wildnis. Solange es nur eine kleine Maus ist und kein Grizzlybär. Eveline ist das Ganze nicht geheuer. Sie behauptet, dass sie etwas in den Schlitzen der Heizungsabdeckung sitzen gesehen hat. David belächelt sie und meint, dass sie schon „weiße Mäuse“ sieht. Wir „arbeiten“ beide weiter. Plötzlich sieht David im Augenwinkel neben dem MacBook eine Maus aus der Abdeckung des Heizungsschachtes fallen. Einfach so. Plumps. Zack. Schon Herrinnen das kleine Viech. Es schaut sich kurz um, ist genauso perplex und verdattert wie wir Beide und huscht dann blitzschnell unter die vorderen Autositze, wo es schön finster ist. Naaaa… Geh bitte net! Jetzt heißt es: Mäusejagd. Das Schreiben dieses Tagesberichtes muss warten. Wir sind jetzt quasi live. Das kleine Viech hält uns auf Trab und ist verdammt schnell. Schlachtpläne werden ausgearbeitet. Eveline hat den Besen fest im Griff und ist gewillt, diesen – wenn nötig – auch zu benutzen. Die Nerven liegen blank, die Spannung ist auf dem Höhepunkt. Eveline kesselt die Fahrerkabine ein. Die Maus ändert daraufhin ihre Taktik und nimmt die linke Flanke des Camper-Schlachtfeldes, um uns von hinten zu überraschen. Doch Eveline ist verdammt schnell mit dem Besen und kehrt das kleine Viech in Richtung der Stufen beim Seitenausgang. David öffnet die Tür und Eveline befördert den ungebetenen Gast mit einer geschmeidigen Kehrbewegung mit dem Besen nach draußen. Erledigt! High Five Baby! Wir widmen uns wieder unseren Hausaufgaben. Gefühlte 2 Minuten später raschelt es wieder in der Lade und der Lüftung. Zitat Eveline: „Gehhh bitteeeee. Jetzt wird’s owa sche laungsaum fad“…
Gefahrene Kilometer: 267

Eine der vielen traumhaften Ausblicke auf dem Weg durch den Nationalpark…

Düstere Lichtstimmung bei Gibbon Falls…

Auf dem Rundwanderweg bei Gibbon Falls…

Beim Roaring Mountain…

Bei den Mammoth Hot Springs…

Gesteinsterrassen bei den Mammoth Hot Springs…

Bei der Midway Geyser Basin…

Ebenfalls Midway Geyser Basin…