Tag 44 // Eveline steht schon um 8 Uhr auf. Ihr ist kalt, trotz der Fleecedecken, die wir gemeinsam mit dem „Toastmaster“ aus Kanada mitgenommen haben. Die Heizung des Campers wird also gleich mal ausgetestet. Eveline macht dann gleich Frühstück und weckt David um 8:45 Uhr. So gut geht es David, unglaublich. Das gemeinsame Frühstücken im Camper ist einfach traumhaft. Wir können es uns gar nicht mehr anders vorstellen. David macht den Camper startklar und erledigt noch ein paar Backups. Eveline macht sich derweil auf den Weg zum Office. Wir müssen ja erst noch einchecken bzw. auschecken und bezahlen. Die Dame im Office ist äußerst unfreundlich und nicht besonders begeistert, dass wir uns ohne Reservierung einfach auf einen freien Platz gestellt haben. Aber was hätten wir denn bitte sonst machen sollen? Eveline tätigt die Zahlung und kommt wieder retour. Dumpen sollten wir jetzt noch sehr dringend. Das kostet noch 5 Dollar extra. Eveline hat es bei der Bezahlung eigentlich dazu gesagt. Auf der Rechnung steht es jetzt aber nicht. Uns wurscht, wir dumpen jetzt trotzdem. Die böse Überraschung lässt nicht lange auf sich warten. Die Ventile der Schmutzwassertanks sind zwar geschlossen, trotzdem kommt David die Kloake gleich beim Entfernen der Schutzkappe entgegen. Verdammte Scheiße! Ja… Eindeutig im Arsch! Zumindest das Blackwater Ventil. Wir geben unser Bestes, um ein komplettes Massaker bei der öffentlichen Dumpingstation so gut es geht zu vermeiden. Es gelingt uns halbwegs. So, alles geleert. Jetzt können wir eh nichts mehr machen. Weiter geht’s Richtung Yosemite Valley. Dort fahren wir zum Visitorcenter und lassen uns von einer netten, älteren Dame mit kurzen, grauen Haaren (Achtung: Déjà-vu) über Wanderwege und Campingplätze beraten. Ein Festnetztelefon borgen wir uns hier auch aus. Wir müssen dringend die „Traveller Assistance Hotline“ von Cruise America anrufen. Das Problem mit dem Ventil gehört unbedingt behoben, sonst können wir die nächsten 4 Wochen die Campertoilette nicht benutzen, was eine sehr große Einschränkung wäre und so nicht zu akzeptieren ist. David kommt gleich durch. Am anderen Ende hebt heute nicht sein Boss ab, sondern tatsächlich ein Mitarbeiter von Cruise America. Wir erklären diesem das bestehende Problem. – „Oh yes, that is definitely a problem“ – Ja genau Meister, ist es. Er versichert uns, dass er sich mit einer Werkstätte in der Nähe in Verbindung setzten wird und gleich abklärt, ob die das fixen können. Danach wird er sich wieder bei uns melden. Unsere Handynummer hat er. Passt. Wir nutzen derweil den restlichen Tag im wunderschönen Yosemite Nationalpark und machen uns auf den Weg zum empfohlenen Mist Trail. Na hoffentlich ist der Name nicht Programm. Passt aber irgendwie zum bisherigen Tag. Wir müssen den RV auf einem Parkplatz parken und mit dem Shuttlebus bis zum „Trailhead“ (Beginn des Wanderweges) fahren. Alles ist ein wenig anders, hier im Yosemite Nationalpark. Kein Vergleich zu den Nationalparks in Kanada. Nicht nur wegen der Vegetation, sondern auch wegen der Menschenmassen, die hierher strömen. Unglaublich viele Camper, Autos und Reisebusse tummeln sich hier. Die Straßen sind schön und asphaltiert. Auch die Wanderwege sind teilweise betoniert. Der Nationalpark wirkt sehr touristisch. Das liegt wahrscheinlich an der Nähe zu San Francisco bzw. zur Westküste. In 3 Stunden ist man hier. Also ist der Park auch für Tagesausflüge bestens geeignet. Das Valley ist wirklich traumhaft schön. Es ist heute sehr warm und sonnig, bei 21 Grad. Die Wanderung auf dem Mist Trail gefällt uns sehr gut. Wunderbare Natur und beeindruckende Felsen, Berge und Wasserfälle. Der El Capitan ist hier im Park überall sehr präsent. Am Ende des Mist Trails kommen wir zu den Vernal Falls. Sehr schön ist es hier. Ein graues Eichhörnchen posiert beim Wasserfall vor Davids Kamera. Von 13:10 bis 15:00 Uhr sind wir schließlich unterwegs. Wieder beim Camper angekommen, entscheiden wir uns noch zur Tunnel View zu fahren. Hier sieht man El Capitan, Half Dome und den Bridalveil Fall. Herrliche Panorama-Aussicht. Danach fahren wir weiter zum Glacier Point. Auch hier traumhafte Aussicht und bereits Sonnenuntergang. Ungefähr 100 Fotografen und Kameraleute stehen hier mit ihren Stativen in der ersten Reihe. Sogar eine Red steht ganz vorne in der Ecke. Wir gesellen uns dazu und machen halt auch ein paar Fotos und Videoaufnahmen, damit wir nicht auffallen. Der Panoramablick auf das Valley ist atemberaubend. Um 18:00 Uhr verlassen wir den Glacier Point und begeben uns auf Herbergssuche. Alle Campingplätze im Valley sind „full“. Wir hätten uns bei einer Infostelle für Campingplätze auf eine Warteliste setzen lassen können. 34 Andere wären aber noch vor uns dran gewesen. Deswegen haben wir gleich darauf verzichtet. Also geht’s mal raus aus dem Nationalpark. Viele Campingplätze haben hier schon geschlossen. Closed for the Season. Wir kommen zu einem Campground, der nennt sich „Sugar Pine“. Sehr weit abgelegen im Wald. Alles ist ausgeleuchtet hier, aber kein Mensch da. Auch keine Autos und keine RVs. Unheimlich. Ein christlicher Campingplatz angeblich. Mit Kapelle und „Friendship Room“. Kurz überlegen wir, uns einfach „wild“ hier hinzustellen. Aber der ausgestorbene Platz ist uns dann doch nicht ganz koscher und wir fahren weiter nach Oakhurst. Dort finden wir schließlich noch einen Stellplatz auf dem High Sierra Campground. Somit hätten wir die Reise durch die Apple Betriebssysteme auch abgeschlossen. Wieder ist das Office bereits geschlossen. Es ist schon nach 20 Uhr. Ein „Bewohner“ des Campgrounds hupt uns an und gibt uns eine „Einweisung“ in den Campground, gleich durch unser Autofenster. Er riecht nach Marihuana. Heute brauchen wir unbedingt einen Platz mit Full Service, damit wir den Abwasserschlauch direkt anhängen können, damit alles sauber abließen kann. Der Typ von der Cruise America Hotline hat sich dann übrigens auch nicht mehr gemeldet. Der Motivation des guten Herren werden wir morgen früh gleich mal auf die Sprünge helfen. Handyempfang hätten wir hier zumindest. Eveline nutzt noch die Camperdusche, David schreibt eifrig am Blog. Zum Abendessen machen wir uns ein Knorr Packerl – Alfredo Broccoli und noch zum drüberstreuen eine Campbells Chunky Grilled Chicken and Sausage Gumbo aus der Dose. Schnelle Küche. Heute kein „Game of Thrones“. Wir sind schon sehr müde. 207 km sind wir heute wieder gefahren. Fad wird es nie. Trotz unserem „Blackwatertank Abfluss Problem“ ein traumhafter Tag im Yosemite Valley…

Die „Tunnel View“ im Yosemite National Park.

„El Capitan“