Tag 39 // Um 5:30 läutet der Wecker. Heute müssen wir früh raus. Zumindest für unsere Verhältnisse sehr früh. Okay. Nur für David ist das sehr früh. Wir packen den herumliegenden Rest unseres Zeugs in unsere Rucksäcke und verlassen die Airbnb Unterkunft in Richmond. Es ist noch stockdunkel. David schnallt sich zusätzlich zum KAZ 3 noch seine Stirnlampe um. Der kürzeste Weg zur U-Bahn Station, den wir gestern schon ausfindig gemacht haben, ist 1,4 km lang und führt über eine Abkürzung. Ein Feldweg. Unter einer Brücke durch. Ohne Straßenbeleuchtung. Ganz finster. Ah – Das geht schon. Wir machen uns auf den Weg. Keine Menschenseele zu sehen. Anscheinend gibt es sonst keine Frühaufsteher hier in der Gegend. Wir nehmen die U-Bahn und steigen direkt am Vancouver International Airport bei unserem Terminal aus. Wir geben unser Gepäck auf und begeben uns dann gleich zum Sicherheitscheck. Wir sind mittlerweile Profis. David’s Rucksack voller Equipment wird gleich zuerst gemeinsam ausgepackt. Die Handgriffe sitzen, wie bei einem Boxenstopp in der Formel 1. Jede Kamera und jedes elektronische Teil muss extra offen da liegen. Unsere Bergschuhe müssen wir hier auch ausziehen. Uns stört es nicht. Wenn die Securitys auf Schmerzen stehen, dann bitte. Ohne Probleme gehen wir hier heute durch. Dann wird wieder alles eingepackt und gleich kurz auf die Uhr geschaut. Neuer Rekord. Keine 10 Minuten hat das heute gedauert. Leiwand. Es wird. Dann gehen wir in Richtung Gate. Vorher kommen wir noch zu ein paar Schaltern für die Abwicklung der USA-Einreise. An einem Automaten scannt man seinen Reisepass. Danach scannt man seine Fingerabdrücke und lächelt in eine fette Kamera, die auch gleich am Automaten hängt. Dann wird man geblitzdingst wie bei „Men in Black“. Nicht schlecht. Das wars dann aber noch nicht. Wir stehen weiterhin an. Wir müssen noch zu einer Privataudienz. Ein lässiger Mitarbeiter der Homeland Security Agency lehnt in seinem Sessel hinter einem Schalter, wovor sich alle USA-Einreisenden anstellen müssen. Er führt gerne längere Gespräche mit den Personen, die gerade an der Reihe sind. Dann sind wir endlich dran. Er fragt uns, wo wir herkommen, was wir denn in den Staaten wollen, wie lange wir das wollen, wo wir danach hin wollen und was wir daheim denn so arbeiten. „I am a nurse“ – Eveline ist schnell. David antwortet nicht gleich. Seine Berufsdefinition lässt sich nicht so schnell und nicht so leicht in ein Wort fassen. Ein altbekanntes Problem. „And you? Also a nurse?“ – „No, I am a filmmaker.“ Oh! A „filmmaker“. Der lässige Typ zwinkert in Slowmotion mit seinem rechten Auge beim Aussprechen des Wortes „Filmmaker“ und hat dabei wahrscheinlich gerade ziemlich geiles Kopfkino ablaufen. David muss dann nochmal seine Finger scannen lassen. Und noch ein weiteres schönes Fahndungsfoto wird von ihm gemacht, direkt beim Schalter. Eveline darf einfach so passieren. Vielleicht war dem lässigen Typen die „Filmmaker-Story“ nicht ganz koscher. Der neue Oberlippenbart trägt wahrscheinlich noch sein Übriges dazu bei. Passt. Auch das hätten wir erledigt. Wir sind quasi schon in Vancouver in die USA eingereist. In San Francisco brauchen wir jetzt nur mehr unser Gepäck abzuholen. Sehr praktisch. Wir fliegen mit einer kleinen Maschine. Air Canada Express. Ein Filmchen, ein bisschen schlafen, ein Kaffee und schon sind wir da. Geschmeidig landen wir in San Francisco. Welcome to the USA! Geil. Sehr sympathisch hier. Die Sonne scheint. Es hat 16 Grad und ist windig. Das Gepäck ist auch mitgekommen. Super edel. Wir checken uns gleich mal die Öffis. Ein 3 Tagesticket für die Muni und eine Fahrt weg vom Airport mit Bart. Beim Drucken des Bart Tickets am Schalter mag der Ticketautomat unsere VISA nicht. Ein großer, afroamerikanischer Mann, der eine „Bart“ Uniform trägt und offensichtlich hier arbeitet, fragt uns, ob wir denn seine Hilfe brauchen. Während er das fragt, wird die VISA vom Automaten dann doch noch akzeptiert. Wir kommen trotzdem ins Gespräch miteinander. „Were are you from?“ – „Austria“ – „Ohhh. Austria! Schwarzenegger is from there, right? Cold, right?“ – „Yeah“, „yeah“ und nochmal „yes“. Hitler kam diesmal im Kontext mit „from Austria“ gar nicht zur Sprache. Freut uns sehr. Mit Schwarzenegger-Assoziationen können wir um einiges besser umgehen. Mit der Here We Go Offline Navigation kommen wir gemütlich mit den Öffis – und die letzten hundert Meter dann noch zu Fuß – bis vor die Haustüre unserer Airbnb Unterkunft. Den Zahlencode für das Schloss auf dem Garagentor haben wir schon per App-Nachricht von unserer Gastgeberin gleich nach der Buchung erhalten. Keiner Zuhause. Wir checken ein. Nach einigen missglückten Versuchen, können wir das Schloss knacken. Das Tor öffnet sich automatisch. „Please press the buttons FIRMLY“ – hat sie doch eh geschrieben. Okay. Endlich drin. Gleich mal wird das schwere Gepäck fallen gelassen. Eine schöne Unterkunft. Im Keller, gleich neben der Garage. Aber mit Fenstern und somit ist genügend Tageslicht vorhanden. Und super sauber. Ein schönes Schlafzimmer. Ein super Badezimmer und zahlreiche Gastgeschenke. Kaffee und Kaffeemaschine, Mikrowellenpopcorn und Mikrowelle, Snacks, ein paar kleine Flaschen Wasser und Süßigkeiten. Einen Kühlschrank haben wir auch. Jetzt fehlt unserer Gastgeberin auf die vollen 100 Punkte nur mehr ein 6er-Tragerl Bier im Kühlschrank. Leider bleibt es dann bei den 94 Zufriedenheitspunkten. Was gehen wir heute noch an? Gute Frage. Checken wir mal die City Map und den Lonely Planet. Ein paar andere Blogs schauen wir uns auch durch, mit diversen Tipps. Eveline springt mal unter die Dusche. David startet derweil ein paar iCloud Backups. Danach machen wir uns auf den Weg Richtung Innenstadt. Es ist schon spät. Trotzdem wollen wir den Tag noch nützen. Wir nehmen den Bus. Mitten durch Downtown. Bis zur Market Street. Dort schauen wir uns um und gehen gleich in die Market Hall. Ein paar Buns werden gekauft und verputzt. Wir haben heute noch so gut wie gar nichts gegessen. Nach der Market Hall geht es vorbei an den berühmten Cable Cars Richtung Chinatown. Ein kleiner Laden spricht uns an. „The Dumplings Place“. Wir decken uns mit günstigem, chinesischen Essen ein. Ein paar Dumplings und Buns. Wir werden beraten, bedient und wir setzen uns. Die Chefin fragt uns: „How is the foooood? Goooooouuud??“ – „Yeah, everything fine, thanks.“ – „Yeaaaahhh you are at the right place. Good price. If you are hungry tomorrow, come again. Come earlier. We have mooooore. More dumplings… Hihehiehe…“ Danach verlassen wir das kleine „Restaurant“. Es dämmert bereits. Sonnenuntergang ist hier schon um 18:30 Uhr. Eine kurze Strecke gehen wir noch in Chinatown entlang. Dann nehmen wir den Bus – Linie 8 – direkt raus aus Chinatown bis zu unserem Quartier. Dort ist neben der Busstation auch gleich noch ein kleiner Food Market, wo wir uns mit Lebensmittel für das Frühstück, 2 Gallonen Trinkwasser und mit Bier versorgen. Das Leitungswasser ist hier leider ziemlich gechlort. Besser man trinkt es nicht. 2 weitere Tage in San Francisco werden jetzt noch geplant. Dann fallen wir todmüde ins gemütliche Bett…

Eveline mit vollem Marschgepäck Richtung U-Bahn zum Airport…

Unser Airbnb Zimmer in San Francisco…

Market Hall in San Francisco…

Das erste Cable Car taucht vor uns auf…
Ein Gedanke zu “Von Vancouver nach San Francisco…”