Tag 19 // Dieser Sonntag beginnt wieder einmal gemütlich. Wir haben sehr gut geschlafen. Frühstück darf natürlich auch nicht fehlen. Kaffee, Tee, getoastetes Schwarzbrot, Joghurt mit Früchten und Müsli. Wir richten uns auch gleich eine Jause für unseren geplanten Ausflug her und packen unseren Daypack. Die wasserdichten Packingbags von „Sea to Summit“ nehmen wir heute auch mit. Die Kameras werden noch einmal gecheckt und die restlichen Akkus fertig geladen. Unsere Objektive putzen wir auch noch einmal gründlich. Dann machen wir den Camper abfahrbereit und verlassen den Lakeview Campground. Wir steuern auf dem Covichan Valley Highway den Ort Duncan an. Dort haben wir uns einen Campground herausgesucht, der nicht weit vom Whale Watching Office entfernt ist. Eine Reservierung des Platzes wäre nicht schlecht, damit wir nach unserem Ausflug keinen Stress mehr haben und den Tag gemütlich ausklingen lassen können. Nach einiger Zeit Suche und der Interaktion mit einem Einheimischen, der ebenfalls einen Campingplatz zu betreiben scheint, jedoch keine Plätze mit Hook-Ups mehr frei hat, werden wir schlussendlich trotzdem noch fündig. Wir entern den Duncan RV Park. Sehr versteckt und abgeschieden liegt dieser Campground. Das Office schaut nicht sehr einladend aus. Wie ein Knusperhäuschen. Wir klingeln. Eine zum Häuschen passende alte Dame öffnet uns die Tür. „Hello, we are looking for a campsite for tonight“ – „Yes. Okay. 27 Dollars with hook-ups“. Wir bezahlen die Stellplatzmiete und bekommen noch die Auskunft, wo sich die Toiletten und Duschräume befinden. Die Schlüssel dafür bekommen wir auch ausgehändigt. Damen und Herren natürlich getrennt. Unseren Nachnamen will die schrullige alte Frau dann auch noch wissen. „So you are from Germany?“ – „No, from Austria“ – „Uhh… Austria… Austria and Hitler… You know?“ – „Yes, we have heard from him before“. Trotz der für uns sehr neuen und überraschenden Information, dass Hitler ein Österreicher war, lassen wir uns die Stimmung nicht vermiesen. Wir gehen ja gleich Wale schauen. Kurz inspizieren wir noch die öffentlichen Duschen und begutachten den Stellplatz. Es gefällt uns sehr gut hier. Gut, dann machen wir uns mal auf den Weg zum Ocean EcoVentures Whale Watching. Dort angekommen parken wir unseren RV am Straßenrand. Ganz schön was los hier in Cowichan Bay. Pünktlich melden wir uns im Office. Einen Zettel zum ausfüllen bekommen wir daraufhin gleich in die Hand gedrückt. Eine A4 Seite Kleingedrucktes soll man sich genau durchlesen. Dann: Name, Adresse, Datum Unterschrift. Kurz zusammengefasst, was wir da unterschrieben haben: Wenn man bei der Tour draufgeht, ist man selber schuld und man kann den Veranstalter für keinerlei Schaden belangen oder verantwortlich machen. Okay. Sehr beruhigend. Rote Ganzkörper-Overalls bekommen wir auch noch ausgehändigt, bevor es losgehen kann. Da muss jeder rein. Gleich drüber über das normale Gewand. Diese Overalls dienen als Kälteschutz und sind wind- und wasserabweisend. Je mehr Schichten man darunter trägt, desto besser, sagt unser Captain. Weil es wird auf Grund des Fahrtwindes ziemlich fresh werden. Wir schauen aus wie Michelin-Männchen und fühlen uns auch so. Aber warm sind sie, die Overalls. Hauben und Sonnenbrillen können auch nicht schaden. Trotzdem haben wir uns heute einen wunderbaren Tag ausgesucht. Es hat 14 Grad und ist windstill und teilweise auch sonnig. Kein Regen. Das Warten auf das schöne Wetter hat sich auf jeden Fall ausgezahlt. Ein junger Mann Anfang 30 ist unser Kapitän. Marek heißt er. Sehr symphatisch ist er uns auch gleich von Anfang an. Er hat einfach einen guten Schmäh drauf. Unsere Gruppe bewegt sich endlich am Steg langsam Richtung Boot. Dort angekommen bekommen wir von Marek noch ein paar wichtige Dinge erklärt. Es handelt sich um ein Schnellboot. Sau geiles Ding. Schaut schnittig aus. Und schnell. 10 Leute haben darauf Platz. Marek fragt nach Freiwilligen, die ganz vorne in der ersten Reihe sitzen wollen. Natürlich wollen WIR das! Gleich mal aufgezeigt und schon gehören die Schleudersitze uns. Hinter uns sitzt der Rest der Truppe. Wir teilen uns das Boot mit Deutschen, Holländern und Belgiern. Wir sind die jüngsten Teilnehmer der Tour. Marek lenkt das Boot gemütlich aus dem Hafen. Als wir diesen verlassen haben, fragt er kurz: „Are you ready, guys?“ – „Yeah“ murmeln ein paar der Passagiere vor sich hin. Daraufhin gibt er Gas. So richtig. Das Boot geht ordentlich ab. Ein Geschoß sondergleichen. Wahnsinnige Beschleunigung. Wir gleiten über das Wasser und schnupfen eine Querwelle nach der anderen. Jump! Jump! Jump… Für Leute mit empfindlichem Magen können wir diesen Ausflug nicht empfehlen. Schon gar nicht für Personen, die anfällig für Seekrankheit sind. Da wir ganz vorne sitzen, bekommen wir das auf und ab des Bootes sehr stark mit. Eine gute halbe Stunde fahren wir in diesem Tempo aufs offene Meer hinaus. Irgendwann halten wir mal an. Marek fragt die Runde, ob eh alles okay ist. Dann beginnt er zu erzählen. Über die Bucht, das Meer und die Tiere, die hier leben. Er hat Meeresbiologie studiert, oder so ähnlich. Genau haben wir das dann leider nicht verstanden. Er redet sehr schnell und viel. Sein Wissen ist enorm. Und die Dinge, die er so erzählt, sind überaus interessant. Wir sehen schließlich eine Gruppe Delfine. Doch die sind sehr weit weg von unserem Boot. Und bereits weit abgetaucht, als wir in ihre Nähe kommen. Immerhin die ersten Meeressäugetiere des heutigen Tages. Weiter gehts. Wir wollen Killerwale sehen. Orcas. Free Willys. Nach ungefähr einer Stunde ist es dann soweit. Wir machen Stopp. Und können ca. 100 Meter von unserem Boot entfernt die erste riesige schwarze Rückenflosse aus dem Wasser auftauchen sehen. Wunderschön. Eine zweite Rückenflossen. Eine Dritte. Eine Vierte. Eine Orca Familie. Wir bleiben stehen und beobachten, wie die Walfamilie vorbeizieht. Eveline hat sogar ihr kleines Fernglas mitgebracht. Das macht sich jetzt so richtig bezahlt. Wir versuchen zu filmen und zu fotografieren. Doch der Zoom ist bei beiden Kameras leider nicht ausreichend. Also genießen wir einfach das Spektakel durch das Fernglas. Ein super Erlebnis, diese Tiere in freier Wildbahn zu sehen. Uns taugt es sehr. Eine gute halbe Stunde treiben wir am offenen Meer und beobachten die Killerwale. Währenddessen füttert Marek uns mit Informationen und beantwortet viele Fragen. Dann startet er den Motor. „Okay. We have seen Orcas. So let’s look for some Humpback Whales!“ Buckelwale stehen anscheinend auch noch auf dem Programm. Wir drehen ab und fahren mit Vollgas in die entgegengesetzte Richtung. Schön langsam wird es wirklich frisch am Boot. Bei einer kleinen Insel bleiben wir erneut stehen. Seehunde liegen am Strand herum und sonnen sich. Marek erzählt auch ein paar Dinge zu den Seehunden. Buckelwale sehen wir schlussendlich leider keine mehr. Dafür dann noch eine weitere Gruppe Delfine beim zurückfahren zum Bootshafen. Die Rückfahrt ist herrlich. Mit Fullspeed fahren wir dem Sonnenuntergang entgegen. Herrliche Lichtstimmung. Sonne, Wolken und Wasser. Das Wasser spiegelt und glitzert. Links und Rechts neben uns peitscht es das Wasser gegen das Boot. Geil. Einfach zum genießen. Ein herrlicher Ausflug. Wir erreichen den Hafen und verlassen das Boot. 4 Stunden waren wir unterwegs und wir sind nicht nass geworden. Nur die Blase drückt jetzt schon ein wenig. Noch ein paar Fotos und ein bisschen tratschen mit Marek. Wir bedanken uns für die tolle Bootstour und die zahlreichen Informationen. Dann geht es zurück zu unserem Camper. Da steht er und wartet auf uns. Kein Strafzettel. Auch sehr fein. Auf geht’s zum Campingplatz. Wir sind ziemlich gut durchgelüftet und ein bisschen ausgekühlt. Wir nutzen die hervorragenden Sanitäranlagen des Campingplatzes für eine ausgiebig lange und heiße Dusche. Danach machen wir es uns im Camper so richtig gemütlich. Wir heizen ein und kochen uns Spaghetti Carbonara. Schmeckt wie immer weltklasse. Dazu ein Bier und eine Folge Game of Thrones. Etwas Reiseplanung für die nächsten Tage und Wochen muss natürlich auch noch sein. Hierfür nutzen wir das sehr gute W-Lan des Campingplatzes. Unser Stellplatz ist gleich neben dem Knusperhäuschen-Office. Daher ist der Internetempfang heute extraklasse. Ein herrlicher Tag war das heute…

Unser Speedboat…

Wir werden warm eingepackt für die Tour…

Die Vorfreude steigt…

Der Bootshafen…

Schiff ahoi! Gute Stimmung in der ersten Reihe…

Das andere Speedboat (links) der EcoVentures Whale Watching Tour…

Der erste Wal zeigt sich…